Der wahre Reichtum Europas

Der wahre Reichtum Europas

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Das kleine griechische Dorf heißt Paliouri. Ich war auf Reisen auf der Halbinsel Kassandra und stehe vor der griechisch-orthodoxen Kirche. Die Tür ist offen. Drinnen schön kühl. Der Dorfpope ist da, mit seinem großen grauen Bart und der runden schwarzen Kappe. Er strahlt mich an. Ein breites fröhliches Lachen. Mit einer Handbewegung lädt er mich ein reinzukommen. Er zeigt mir seine schmucke Dorfkirche und erklärt mir auf Griechisch die ganzen Bilder von Jesus und den vielen Heiligen.

Ich kann gar kein Griechisch, aber es macht nichts. Ich merke, ich bin willkommen, und das tut gut. Es duftet fremd, anders als zu Hause. Am Ende bekomme ich von ihm noch eine besondere Süßigkeit in die Hand, zum Mitnehmen, einen süßen Nachgeschmack von diesem Besuch. Richtig herzlich war\'s, dieses Gefühl, in einer anderen christlichen Tradition als meiner willkommen zu sein. Hoffentlich bin ich bei uns zu Hause auch so gastfreundlich!

Ich denke dran, dass ich das auch woanders in Europa in Gotteshäusern erlebt hab\'. Zum Beispiel in Portugal. Das war eine kleine katholische Kirche. Nach einer anstrengenden Wanderung fand ich dort erst mal einen Schattenplatz zum Ausruhen. Dann so viel zu trinken, wie ich wollte, und viele Kekse dazu. Von den Ordensfrauen dort, mit einem Lächeln für mich, den fremden Wanderer. Bezahlen durfte ich nichts. Sondern kriegte noch ein kleines Kreuz geschenkt.

Ich denke auch an eine evangelische Kirche in Schweden. Es war um die Mittsommerzeit, lange hell bis in die Nacht. Auch hier ist die Kirche offen. Keiner drin außer mir. Es ist toll, alleine in dieser Kirche zu meditieren. Am Eingang liegen teure Bücher, Souvenirs, Postkarten, Gebasteltes, eine Flasche Wasser, einfach so – und sogar die Kassette mit dem Geld. Nichts ist abgeschlossen. Ich kann mir nehmen, was mir gefällt. Wenn ich will, kann ich eine Spende dalassen. Was für ein Vertrauen für die unbekannten Menschen, die vorbei kommen.

Drei Kirchen in der Europäischen Union. Mit ganz verschiedenen Traditionen. Dreimal gastfreundliche Menschen, Herzlichkeit und offene Türen. Europa hat eine Menge Reichtum, der nichts mit Geld zu tun hat. Darauf kommt es an.

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