Schöpfung genießen
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Schöpfung genießen

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Kochshows im Fernsehen sind in. Lanz und Mälzer kochen und auch in der „Küchenschlacht“, oder beim „ARD-Büffet“ wird fleißig pochiert und blanchiert ,karamellisiert, aromatisieret und mariniert, gedünstet und gebraten .Eine neue Staffel von „The Taste“ sucht die nächsten Kandidaten. Kochshows sind weiter in.

Sehr aufwendig, handwerklich geschickt, geradezu künstlerisch gehen die Köchinnen und Köche in den Shows mit den Lebensmitteln um. Natürlich isst auch das Auge mit. Riechen, schmecken und anrichten verbinden sich zu einem einzigen Genuss. Sattwerden ist da eher zweitrangig. In der Nachkriegszeit war das natürlich anders. In einer Art „Fresswelle“ kamen in den Fünfzigern gerne mal speckwürfelgespickte Eintöpfe auf dem Tisch oder Stampfkartoffeln mit Sauerkraut und brauner Soße.

Im Wirtschaftswunderland Deutschland ist dann vor 50 Jahren Exotisches ins Blickfeld gerückt: Pute, verschiedene Käsesorten, Avocado. Gemüse, Fleisch und Geflügelhaben Brot und Margarine als Hauptnahrungsmittel verdrängt. Die Menschen haben angefangen, auch auf Qualität zu achten. Dem Sattwerden um jeden Preis ist die Lust am vielfältigen und gesunden Essen gefolgt. Manchmal scheint es, als lebten wir heute im Zeitalter der Fastfoodketten und mikrowellenerhitzten Fertigmahlzeiten. Darum finde ich die Kochshows gut. Sie machen einem Millionenpublikum Lust darauf, auch mal gezielt einkaufen zu gehen und dann mit etwas Mühe und Erfahrung selbst was Leckeres zu zaubern.

Mir ist das wichtig, weil ich glaube: Wer selbst kocht, kann auch erleben, was Schöpfung bedeutet: Schöpfung, da geht es um das Verhältnis der Geschöpfe Gottes zueinander: Menschen, Tieren und Pflanzen. Es geht um einen angemessenen und gerechten Umgang mit der Welt, in der wir leben, und die wir in Gottes Namen bebauen und bewahren sollen.

Selbst kochen lässt mich das sinnlich erfahren: Ein Stück Fleisch abspülen, trockentupfen, würzen und braten, Gemüse putzen und dünsten, frische Kräuter pflücken, waschen und hacken, da fühle, rieche und schmecke ich, was Gottes Schöpfung an Gutem für mich bereithält. Manchmal denke ich dabei, wie gut es ist, überhaupt satt zu werden und werde dankbar für den Essensgenuss. Beim Kochen kann ich sehen und schmecken, wie freundlich Gott ist.

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