Gott um einen guten Draht zu den Menschen bitten

Gott um einen guten Draht zu den Menschen bitten

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

Beim Humor gehen die Meinungen auseinander. Bei Comedians erst recht. Helge Schneider, Mario Barth, Cindy aus Marzahn – genau. Da hauen sich manche vor Begeisterung auf die Schenkel. Und anderen friert förmlich das Gesicht ein. Auch bei der Religion gehen die Meinungen auseinander. Woran sich manche gut  festhalten können, ist für andere bloß Fantasie und wenig verlässlich. Spannend wird es, wenn prominente Spaßmacher über den Glauben sprechen. Meint er das jetzt ernst oder ist das Satire? Und kann ich einem Comedian eine Äußerung abnehmen, die mit dem Glauben zu tun hat?

Zum Beispiel Eckart von Hirschhausen. Der ist ja auch Geschmackssache. Stichwort: „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben!“ Aber er fällt schon ein bisschen auf zwischen den anderen. Von Hirschhausen macht nicht nur Witze, ist nicht nur Kabarettist und Moderator. Sondern auch promovierter Mediziner. Unter anderem hat er vor fünf Jahren eine Stiftung gegründet, die Auftritte von Clowns in Kliniken fördert. „Humor hilft heilen!“ heißt das Ganze.

Jetzt hat von Hirschhausen gerade in einem Interview gesagt, dass er vor seinen großen Auftritten, bevor er auf die Bühne und vor sein Publikum tritt, oft ein besonderes Lied singt. Es heißt „Nada te turbe“ – das ist Spanisch und bedeutet so viel wie: „Nichts soll dich beunruhigen.“ Es ist in der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé entstanden. Der mystische Text stammt aber aus dem 16. Jahrhundert. Eckart von Hirschhausen sagt, dass er sich damit „einsingt“, wie er das nennt, und sich innerlich auf die Menschen vorbereitet, zu denen er sprechen wird. Er sagt: „Ich bitte um einen guten Draht zu den Menschen…“ 

„Nada te turbe“ – „Nichts beunruhige dich, nichts ängstige dich: Wer Gott hat, dem fehlt nichts. …Gott allein genügt.“ In den Taizé-Andachten wird das wieder und wieder gesungen und als eine lange Litanei so oft wiederholt, bis wirklich alle ruhig geworden sind; bis sich die Menschen spürbar von Anspannungen und von ihren Ängsten befreit fühlen. So wie beim Humor die Meinungen auseinander gehen, so ist es auch in der Religion. Dass aber ‚Nada te turbe‘, dieses Lied, einen gelassen und ruhig werden lassen kann, das kann ich selbst bestätigen. Schon der Versuch, es mal zu mitzusummen, ist heilsam: „Nichts beunruhige Dich. Gott allein genügt.“

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