Engel für Unzählige (Elsa Brändström)
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Engel für Unzählige (Elsa Brändström)

Bernd Spriestersbach
Ein Beitrag von Bernd Spriestersbach, Evangelischer Pfarrer, Fulda

Heute vor 65 Jahren ist sie gestorben. Elsa-Brändström. Der ‚Engel von Sibirien‘. Die Straße, in der ich wohne, ist nach ihr benannt. Meistens muss ich buchstabieren: B-r-ä-n-d-ström. Engel von Sibirien. Verdienste in der deutschen Kriegsgefangenenfürsorge“ - so die Information am Straßenschild.

Am 26. März 1888 in St. Petersburg geboren. Der Vater schwedischer Militärattaché in Russland. Elsa ist drei Jahre, als die Familie nach Schweden zurückkehrt. Dort wächst sie auf. Der elterlichen Erziehung ist die eigene Urteilsfähigkeit wichtig. Und Grundhaltungen wie Güte und Selbstlosigkeit. In Stockholm besucht Elsa Brändström das Lehrerinnenseminar. Nach bestandenem Examen geht sie nach St. Petersburg. Hier erlebt sie den Beginn des 1. Weltkriegs. Elsa lässt sich zur Krankenpflegerin ausbilden. Meldet sich freiwillig als Krankenschwester bei der russischen Armee. Ihre Lebensberufung findet sie, als der Chefarzt des Nikolaihospitals ihr die Säle mit den verwundeten deutschen Soldaten zeigt. Nach Sibirien in die Gefangenschaft werden sie verschickt. Ihr Elend lässt die 26-Jährige nicht mehr los. 1915 reist sie für das schwedische Rote Kreuz nach Sibirien. Mit Hilfsgütern, Kleidung, Lebensmitteln, Arznei. Fünf Jahre lebt sie mit den Gefangenen in Sibirien, wird zum ‚Engel von Sibirien‘. Zurück in Schweden gründet sie das ‚Hilfskomitee für Kriegsgefangene‘. Auf einer USA-Reise sammelt sie 100.000 Dollar Spenden. Für ein Kinderheim in Deutschland. Schloss Neusorge in Sachsen. Kriegswaisen finden hier ein Zuhause. 1930 heiratet Elsa Brändström. Wird Mutter. Die Familie siedelt 1934 nach Amerika über. Flüchtlinge aus Nazi- Deutschland finden bei ihr Hilfe. Nach dem Krieg sammelt sie erneut Spenden. Die Not in Deutschland will sie lindern. Der Tod vereitelt ihren Plan, noch einmal nach Deutschland zu reisen. Am 4.März 1948 stirbt sie. Knochenkrebs.

Ein Leben für Gefangene, Verfolgte und Waisen. „Ich handle nie aus Pflicht, sondern aus Neigung“ hat sie einmal gesagt. Diese ‚Neigung‘ war die Liebe für den Notleidenden. Die Hingabe für den Elenden. Das hat sie gelebt. So wie es die Gerechten in Jesu Gleichnis vom Weltgericht tun: „ Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.“ (Mt 25, 34b-36). So handeln Gesegnete. Und Engel. Elsa Brändström. Ein ‚Engel‘ für Unzählige in Not.

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