
Der steinige Weg zur Wahrheit
Längst ist nicht vorbei, was vergangen ist. Lange Schatten wirft das „Dritte Reich“ – bis hinein in hessische Gefängnisse. Dort versuchte man sich an fein gesponnenen Netzwerken aus nationalsozialistischen Gedanken. Wer hätte das gedacht. Etwas anderes kam auch ans Licht vergangene Woche: Es leben unter uns noch Aufseher aus deutschen Konzentrationslagern, Frauen und Männer. Wie schuldig sind sie geworden, damals? Und heute denkt ganz Dresden an die Vernichtung 1945. Noch ein ewiger Schatten. Was mache ich mit alldem?
Ich nehme es sehr ernst und mache zweierlei. Zuerst: Ich drücke es nicht weg wie lästiges Klingeln auf dem Handy. Die langen Schatten sind da und verschwinden nicht, indem man sie verschweigt oder wegredet. Im Gegenteil. Je mehr man sie verschweigt, desto beliebter werden Gedanken der Nationalsozialisten. Darum mache ich noch ein zweites: Ich nenne die Gedanken nicht „ewiggestrig“. Besser sage ich, was ist: Wer denkt und handelt wie im „Dritten Reich“, begeht einen furchtbaren Fehler. Welt und Leben sind nie böse oder gut, schwarz oder weiß, deutsch oder nicht deutsch. Das ist zu bequem. Und bequeme Lösungen gibt es nicht. Höchstens als Lüge auf Kosten zu vieler.
Ich will Mut machen zum Unbequemen, zum Nachdenken und Zweifeln. Wo immer es geht, will ich andere bitten: Macht es euch nicht zu einfach. Mit dem Leben nicht und mit Gott nicht. Die Zeit der Nationalsozialisten mit ihren groben Antworten und ihrem „Gott mit uns“ hatte ein schlimmes Ende: Untergang durch Feuer, Trümmer und Millionen Toten - zu sehen in Dresden. Bequemes ist zu schlicht, um wahr zu sein. Zur Wahrheit gehört immer mehr als das, was ich gerade gut finde und richtig uns was mir hilft. Sich betrügen geht schnell. Unbequemes zu denken ist anstrengender. Aber es lohnt sich. Ich belüge mich weniger. Werde ehrlich zu mir, Gott und den anderen. So gelingt der steinige Weg zur Wahrheit.