Wolken gucken
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Wolken gucken

Ute Zöllner
Ein Beitrag von Ute Zöllner, Evangelische Pfarrerin i.R., Pastoralpsychologin, Kassel

Nach den Nachrichten kommt der Wetterbericht. Eine freundliche Stimme kündigt an, was wir wettermäßig zu erwarten haben. Das klang in den letzten Wochen so: Ein kleinräumiges Tief über dem Süden Skandinaviens steuert weiterhin feuchte Luft Richtung Deutschland. Dichte Wolkenfelder und Regen sind die Folge. Sonntags mehr Sonne etwas. Am Montag wieder kräftige Schauer und Regenfälle die Laune verderben. Wo bleibt die Sonne, begehre ich einen Moment lang auf? Immer nur Wolkenfelder, das könnte sich mal ändern.

Der britische Wolkenfreund Gavin hat dazu eine ganz andere Einstellung und empfiehlt, anders hinzuschauen. Zusammen mit seinen Wolkenfreunden sammelt er weltweit Fotos von Wolken. In einem Interview meint er: „Keine Wolken! Stinklangweilig.“ Sonne und blauer Himmel verbinden wir mit Urlaub und Glück, meint er. Wolken und Regen dagegen mit schlechter Laune und grauem Alltag. Deswegen hört es sich anders an, wenn er über Wolken spricht und von ihnen erzählt. Für ihn sind Wolken unfassbare, wunderschöne Gebilde, die es verdient haben, dass man gut über sie spricht und denkt. Wir müssen nur anders in den Himmel schauen.

Der Himmelsgucker verteidigt die Wolken. Menschen, die ungewöhnliche Gegenstände in den Wolken sehen, haben es leichter als die, die nur Schatten in ihnen erkennen. Wolken regen die Phantasie an. In der Phantasie steckt eine Kraft, die die Seele stark macht. Erinnern sie sich, wie sie als Kind in den Himmel geschaut haben und fasziniert die Verwandlung einer Wolke vom Blumentopf zum Elefanten erkannt haben? Wolken sind wie das Leben: immer in Bewegung und einmalig.

Beim Wolkengucken geht es darum, ein paar Minuten einfach nur zu schauen. Von selber stellt sich dann ein anderes Lebensgefühl ein. Für den britische Wolkengucker ist das eine Art Meditation. Mir fällt dazu ein Satz aus der Bibel ein: „Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist und deine Wahrheit soweit die Wolken gehen.“ Ich stimme dem Wolkenfan zu. Wolkengucken ist eine Freiheit, die vom Himmel kommt.

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