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Ich bin stolz auf dich
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Ich bin stolz auf dich

Claudia Rudolff
Ein Beitrag von Claudia Rudolff, Rundfunkpfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel

Manchmal zappe ich abends vor dem Schlafengehen durch die Programme des Fernsehens. Vor Jahren blieb ich mal bei einer Talkshow hängen, in der gerade mein Lieblingsschauspieler Sir Peter Ustinov nach seinen Wünschen gefragt wurde. Nach einer erst harmlosen Plauderei, sagte der Moderator: „Herr Ustinov, Sie haben doch in ihrem Leben beruflich alles erreicht. Mich interessiert nun, ob Sie denn noch Wünsche haben und was davon ganz oben auf ihrer Wunschliste steht“. Ich war gespannt, was er antworten würde und dachte, nun erfahre ich, welche Filmrollen er gern noch spielen würde. Die Antwort des Schauspielers verblüffte aber. Er sagte: „Ich wünschte mir, dass mein Vater einmal sagen würde: ‚Junge, ich bin stolz auf dich.‘" Der Moderator schwieg erst mal verlegen. Mit einer solchen Antwort hatte er nicht gerechnet. Ein offener Wunsch für diesen Schauspieler von Weltrang. Ein offener Wunsch, der für ihn auch weiterhin unerfüllbar bleiben würde. Denn Peter Ustinov war zu diesem Zeitpunkt längst selbst im vorgerückten Alter, und sein Vater lebte schon lange nicht mehr.

Trotz der unzähligen Ehrungen und Preise, die Ustinov in seinem Leben erhalten hatte, scheint da etwas offen geblieben zu sein; für ihn so wichtig, dass es ganz oben auf seiner Wunschliste stand: "Ich wünsche mir, dass mein Vater einmal sagen würde: Junge, ich bin stolz auf dich." Auch wenn wahrscheinlich keiner von uns Schauspieler von Weltrang ist, wissen wir dennoch aus eigenem Erleben: Es tut gut, wenn jemand zu uns sagt: "Ich bin stolz auf dich. Ich finde dich gut." Wir können die Sehnsucht dieses Mannes verstehen, weil wir solche Sätze, solche Zeichen von Zuneigung und Liebe brauchen für unsere Seele - wie täglich Brot. Ein solches Zeichen der Liebe hat Gott auch Jesus zu Anfang seines Wirkens gegeben. Bei seiner Taufe als Erwachsener hörte Jesus seine Stimme, die sagte: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ (Markus 1,11). Das gab Jesus Kraft für seine Aufgaben.

Aus eigener Erfahrung weiß ich: mir fällt es oft leichter, Menschen zu sagen, was mir nicht an ihnen gefällt, als sie zu loben. Am meisten passiert das im Umgang mit den Kindern. Da fallen eher Sätze wie: „Du hilfst zu wenig im Haushalt“, oder „du musst mehr für die Schule lernen“, als lobende Worte.

Vieles ginge im Umgang miteinander sicher besser, wenn wir uns gegenseitig mehr Anerkennung geben. So habe ich mit vorgenommen, meinen Kindern mal wieder zu sagen, wo ich stolz auf sie bin. Stolz auf ihre Selbstständigkeit zum Beispiel. Wo diese Sehnsucht nach Anerkennung gestillt ist, kann dann an anderer Stelle auch Kritisches zur Sprache kommen.

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