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Nathan der Weise
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Nathan der Weise

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Für Theaterfreaks und Literaturkenner ist heute ein kleiner Feiertag. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche hat noch mal nachgelesen.

Am 14. April wurde eines der berühmtesten Dramen der Weltgeschichte uraufgeführt. In Berlin: „Nathan der Weise“. Das war im Jahr 1783 – und Gotthold Ephraim Lessing, der Autor, war zu diesem Zeitpunkt schon zwei Jahre tot.

Doch das Schauspiel erlebte einen unfassbaren Triumphzug, der bis heute anhält. Vor allem, weil es für ein friedliches Miteinander der Völker und Religionen eintritt. Herzstück von „Nathan dem Weisen“ ist die so genannte Ringparabel, eine wirklich fantastische kleine Geschichte.

Der moslemische Sultan Saladin fragt den Juden Nathan nämlich, welche der drei großen monotheistischen Religionen – also Christentum, Judentum oder Islam – denn nun die richtige sei. Und Nathan antwortet darauf mit der Ringparabel. Und die geht so: Ein Vater hatte einen Ring, der seinen Träger vor Gott und den Menschen angenehm machte. Als nun dieser Vater im Sterben lag, wollte er keinen seiner drei Söhne beim Erbe bevorzugen und ließ heimlich zwei Kopien des Glücksrings anfertigen. Erbost zogen die drei Söhne nach dem Tod des Vaters vor Gericht, um herauszufinden, welcher nun der echte Ring ist. Doch der Richter macht ihnen klar: Wenn der wahre Ring tatsächlich dafür sorgt, dass sein Besitzer von Gott und den Menschen geliebt wird, dann müsst ihr doch nur gucken, bei wem von euch das eintritt. Dann wisst ihr, wer den richtigen Ring hat.

Ein tolles Gleichnis, finde ich. Ob eine Religion wahr ist, dass erkennt man hoffentlich an dem, was sie Positives bewirkt. Lessing, das Schlitzohr, hatte übrigens in seine Ringparabel noch ein Schmankerl eingebaut: Der Ring funktioniert nur dann, wenn man an ihn glaubt.

 

Und wenn Sie Fragen haben, zu Gott, zum Glauben oder zur Kirche, dann schicken Sie mir einfach eine Mail: Momentmal@hr3.de

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