
Selbstverständlichkeit
In der Evangelischen Kirche wird jedem Sonntag ein Bibeltext zugeordnet. Fabian Vogt hat in den heutigen mal reingeschaut.
Es gibt Bibeltexte, die sind einfach zeitlos gut. Der heute als Predigtthema vorgeschlagene ist so einer. Er steht im Lukasevangelium – und Jesus sagt darin ziemlich forsch: „Passt mal auf: Wenn jemand einen Knecht hat, der nach Hause kommt, dann wird der Herr diesem Knecht doch nicht dankbar um den Hals fallen, nur weil der seine Arbeit getan hat.“
Gut, ich gebe zu: die Gewerkschaften und all diejenigen die seit längerem eine neue Unternehmenskultur der Anerkennung fordern, werden sich damit erst mal schwer tun: „Was, keine Dankbarkeit für unsere Arbeit.“
Aber Jesus will etwas ganz anderes. Er sagt seinen Anhängern: „Das, was für diesen Knecht gilt, dass gilt auch für euch. Wenn ihr Dinge erledigt habt, die euch anvertraut wurden, dann seid nicht stolz, sondern sagt: ‚Wir haben unsere Pflicht getan.‘“
Worum geht es hier? Nicht darum, dass man für seine Arbeit nicht auch mal Lob bekommen sollte, sondern darum, dass zu viele Leute andauernd für Dinge gelobt werden wollen, die eigentlich selbstverständlich sind. Oder zumindest mal selbstverständlich waren. Der achtsam Umgang miteinander, der Blick für die Not anderer Menschen, der Ehrgeiz, gute Arbeit abzuliefern und und und …
Dass man versucht, sein Dasein auf der Erde konstruktiv und verantwortungsvoll zu gestalten – das ist für Jesus nichts, für das man einen Orden verdient hätte. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Vor 2000 Jahren wie heute.
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