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Tag des afrikanischen Kindes
Bildquelle Pixabay

Tag des afrikanischen Kindes

Andrea Wöllenstein
Ein Beitrag von Andrea Wöllenstein, Evangelische Pfarrerin, Marburg

Sein Bild ging um die Welt, und es hat einen Stein ins Rollen gebracht. Hector Pietersen, ein 12-jähriger Junge aus Soweto. Heute vor 35 Jahren. 15.000 Schülerinnen und Schüler sind damals in Johannesburg auf die Straße gegangen. Sie protestierten dagegen, dass in den Schulen Afrikaans als Unterrichtssprache eingeführt werden sollte. Afrikaans – die Sprache der Weißen. Es war ein friedlicher Protest. Ordnungskräfte wollten die Demonstration auflösen. Aber die Jugendlichen ziehen nicht ab. Sie beginnen, ihre Hymne zu singen: „Nkosi Sikele Afrika“ – „Gott segne Afrika“. Die Polizei jagt Hunde in die Menge und feuert Tränengas. Jugendliche werfen Steine. Schüsse fallen. „Ich sah ein Kind zu Boden stürzen“, erinnert sich später der Pressefotograf Sam Nzima. „Im Kugelhagel rannte ich nach vorn und machte das Bild.“(Quelle: DER SPIEGEL) Der Aufstand breitet sich aus im ganzen Land. Die Polizei tötet in wenigen Tagen mehr als 600 Jugendliche. ..

Nzimas Bild ist eines der berühmtesten Pressebilder aller Zeiten geworden: Es zeigt, wie ein vielleicht 16-jähriger mit Latzhose und weißem Hemd den kleinen Hector in seinen Armen trägt. Nicht zuletzt von Fotos wie diesem wurde die Welt wach gerüttelt. Die Staatengemeinschaft verschärfte ihre Sanktionen gegen das Regime. Das war der Anfang von Ende der Apartheid. 1991, vor 20 Jahren, wurde der 16. Juni zum „Tag des afrikanischen Kindes“ erklärt. In Erinnerung an die Kinder, die in Soweto ums Leben kamen, und zum Gedenken an alle afrikanischen Kinder. Das Kinderhilfswerk UNICEF und andere Initiativen nutzen den Tag, um auf die vielfältige Not von Kindern in Afrika hinzuweisen und uns ihre Bilder vor Augen zu stellen.

Welche Bilder sehe ich, wenn ich an afrikanische Kinder denke? Bilder von Armut und Unterernährung, Bilder von Kindersoldaten und Straßenkindern. Aber ich sehe noch andere Bilder vor meinem inneren Auge. Nicht nur die Bilder des Elends. Da ist zum Beispiel Caroline. Sie wohnt in einem Slum in Nairobi. Vor einigen Jahren habe ich sie dort besucht. Sie hatte ein Stipendium der Ausbildungshilfe, einem Hilfswerk unserer Kirche, das Jugendlichen aus armen Familien hilft, die Schule zu besuchen und eine Ausbildung zu machen. Jetzt habe ich gelesen, dass sie einen Beauty-Salon aufgemacht hat in ihrem Slum.

Und ich sehe die leuchtenden Augen von Peter, einem Aidswaisen, der es wie Caroline geschafft hat Bei einem Treffen von Jugendlichen mit ehemaligen Stipendiaten hält er eine feurige Rede. Er will die Jungen und Mädchen ermutige: „Die großen Taten Gottes“, sagt er, „liegen nicht in der Vergangenheit. Gott hat in jeden von uns einen Samen Größe gelegt. Wir müssen nur Geduld haben und dürfen nicht aufgeben.“

Der „Tag der afrikanischen Kinder“ erinnert uns daran, dass wir mitzuhelfen können, damit diese Samen aufgehen und wachsen.

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