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INSPIRATION
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INSPIRATION

Andrea Wöllenstein
Ein Beitrag von Andrea Wöllenstein, Evangelische Pfarrerin, Marburg

Ein Freund gibt mir ein Buch zurück. Es hat ihm gefallen. Sehr sogar. Die Begeisterung leuchtet aus seinen Augen. „Sehr interessante Informationen!“ sagt er. „Und die Bilder dazu! Sehr schön! Das hat mich auf ganz neue Ideen gebracht. Wirklich sehr inspirierend!“

Etwas inspiriert mich. Wo mir zuvor Ideen gefehlt haben, wo ich mich müde gefühlt habe und lustlos, da bricht etwas auf, gibt mir Schwung, bringt mich in Bewegung.

Ich lese etwas und komme auf eigene Gedanken. Ich höre eine Musik. Der Rhythmus und die Melodie machen mir gute Laune, ich bekomme Lust, etwas zu tun. Ich bin irgendwo draußen oder in einem besonderen Raum und merke, wie dieser Ort etwas in mir freisetzt: Bilder kommen Gefühle, Ideen.

„Inspirieren“ kommt aus dem Lateinischen und heißt: Einhauchen, hineinblasen. Inspiration ist das Einhauchen von Geist, von Lebendigkeit, Seele. Künstlerinnen und Künstler erzählen davon, ob sie nun malen, schreiben oder komponieren. Sie sagen: „Ich mache es nicht. Etwas erfüllt mich, entsteht in mir. Will Form gewinnen, Farbe, will zum Klingen kommen.“ Inspiration ist der Same der Kreativität. Auch die großen religiösen Überlieferungen verstehen sich so: Eingegeben von Gottes Geist, der Menschen Herz und Ohr öffnet für das, was größer ist als sie selbst.

Wir haben Pfingsten gefeiert, das Fest des Geistes, das Fest der Inspiration. Die Bibel erzählt, wie die Jüngerinnen und Jünger in Jerusalem zusammen sind. Der Auferstandene ist ihnen begegnet. Aber jetzt? Wie soll es weiter gehen? Ihnen fehlt ein Impuls, der Kraft hat, etwas Neues auf den Weg zu bringen. Da kommt ein Brausen vom Himmel wie von einem Wind, und sie werden von heiliger Geistkraft erfüllt. Die eben noch passiv waren, kommen in Bewegung. Sie gehen hinaus - und sie wachsen über sich hinaus. Sie trauen sich, beginnen zu reden. Ihre Worte erreichen und berühren die anderen. Jeder versteht sie in seiner eigenen Sprache.

Die von Gottes Geist inspirierten können andere begeistern und in Bewegung bringen. So hat es angefangen mit der christlichen Gemeinde.

Nur wer selber inspiriert ist, kann andere begeistern. Das gilt für Menschen der Kirche genauso wie für alle anderen, die Menschen bewegen wollen: Für Lehrerinnen und Lehrer, für alle, die in Vereinen arbeiten, für Künstlerinnen, Politiker. Wer selbst ausgebrannt ist, kann andere nicht anstecken. Nur wer selber brennt, kann andere entzünden. Darum ist es wichtig, dass ich rechtzeitig für mich sorge, und nach dem Ausschau halte, was meinen Geist anregt und meine Seele nährt. Was begeistert, was inspiriert mich? Was weckt in mir Lebendigkeit? Menschen, Bilder, Bücher, Musik, Orte? Vielleicht auch ein stiller Moment, Raum und Zeit, wo sich entfalten können, was in mir schlummert... Wo finde ich meine Inspiration? In der Pfingstwoche möchte ich dem nachspüren.

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