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Konfirmationsspruch
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Konfirmationsspruch

Michael Tönges-Braungart
Ein Beitrag von Michael Tönges-Braungart, Evangelischer Pfarrer, Bad Homburg

„Eins muss ich Ihnen mal sage,“ platzte der ältere Herr gleich heraus, als ich ihn im Krankenhaus besuchte und mich als Pfarrer zu erkennen gab, „mein Leben lang habe ich mich über meinen Konfirmationsspruch geärgert!“ Und dann erzählte er mir, was ihn an dem Spruch störte, den der Pfarrer ihm Jahrzehnte zuvor aus der Bibel ausgesucht hatte. Wir waren schnell im Gespräch darüber, was ihm im Leben wichtig war und was für einen Spruch er sich deshalb gewünscht hätte. Auch wenn er mit seinem Konfirmationsspruch gar nicht zufrieden war – irgendwie hatte das Wort diesen Mann doch ein Leben lang beschäftigt und zur Auseinandersetzung angeregt.

Es gibt Sätze, die begleiten uns ein Leben lang. Nicht nur Bibelverse. Auch Sätze, die Eltern oder Lehrer uns immer wieder gesagt haben. „Gib Dir ruhig etwas mehr Mühe!“ Oder: „Versuch’s! Du schaffst das schon!“ Lebensweisheiten, die einen ein wenig anschubsen sollen oder ermutigen. Manchmal auch Sätze, die klein machen und einem den Mut nehmen: „Das schaffst du sowieso nicht!“ Oder: „Mach bloß keinen Ärger!“ Sätze, die sich in die Seele einbrennen und lebenslang wirken – im Positiven wie im Negativen.

Für meinen Gesprächspartner war sein Konfirmationsspruch so ein Satz. An einem ganz wichtigen Punkt in seinem Leben, an der Schwelle zum Erwachsenwerden, hatte er ihn gesagt bekommen. Und war durch ihn geprägt worden.

In diesen Wochen bekommen viele Jugendliche einen Konfirmationsspruch. Anders als in früheren Zeiten suchen sich die meisten ihn heute selber aus. Ich merke dass sie sich ganz bewusst einen Bibelspruch aussuchen, der zu ihnen passt. Manchmal so genau, dass ich mich als Pfarrer gar nicht getraut hätte, ihnen diesen Spruch zuzuteilen – aus Angst, ihnen damit zu nahe zu treten oder zu genau „ins Schwarze“ zu treffen.

Da gibt es welche, die einen Vers auswählen, der sie ermutigt und bestärkt; der zuspricht: Du bist etwas wert! Und du wirst deinen Weg im Leben finden. Gott hilft dir dabei. Andere suchen sich einen Satz, der ihnen einen Maßstab fürs Leben bietet: Danach sollst du dich richten! Daran sollst du dich halten. Und wieder andere finden ein Wort, das sie an das erinnert, was das Leben trägt und was Halt gibt.

Ich weiß nicht, ob sich die Jugendlichen heute genauso lange an ihren Konfirmationsspruch erinnern werden wie der Herr, den ich im Krankenhaus besucht habe. Ich hoffe es aber.

Weil es gut ist, wenn uns ein Satz durchs Leben begleitet. Ein Satz, der ermutigt und stärkt – und durch den ich mich dem Glauben auseinandersetze. Der mich nachdenken lässt über das, was das Leben trägt und was Halt gibt. Meinen Konfirmationsspruch habe ich auch nicht vergessen. Er steht im Psalm 119 (105): „Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“

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