Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Wozu Klassentreffen gut sind
wavebreakmedia/GettyImages

Wozu Klassentreffen gut sind

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen
Beitrag anhören:

Beim Klassentreffen hat ein Schulkamerad von früher mir ein Foto gezeigt. Das war kleinformatig, unscharf und vergilbt. Es muss ungefähr fünfundsiebzig Jahre alt sein. „Erkennst du darauf was?“, hat er mich gefragt. Er drückte mir dann eine Lupe in die Hand, die er mitgebracht hatte. Und dann sah ich auf dem Bild eine Diakonisse, also eine evangelische Ordensschwester. Das konnte ich an ihrer Tracht erkennen: weiße Haube, einfaches dunkles Kleid.

Die Diakonisse und die Schaukel

Die Diakonisse hält auf dem alten Foto ein Kind mit einem dick verbundenen Fuß auf dem Arm. Daneben erkannte ich eine Schaukel; die sah aus wie eine Kutsche. Darin saßen ein paar Kinder. Wenn die sich im Takt bewegten, dann bewegte sich auch die Schaukel. Auf eisernen Kufen wackelte sie rauf und runter, hin und her.

Ein altes Foto weckt Erinnerungen

Mein alter Schulkamerad sagte: „Das Kind auf dem Arm der Diakonisse, das bist du.“ Und er erzählte, dass ich einmal mit meinem Fuß unter die Schaukel geraten war. Die Diakonissin hatte mich danach versorgt und gepflegt. Allmählich erinnerte ich mich an diesen Unfall und an die Diakonisse. Ich glaube, sie hieß Hannah.

Das kleine Foto von damals hat dann noch viele andere Geschichten aus unserer Kindheit wachgerufen. Wir haben uns gegenseitig von unseren Bubenstreichen erzählt und von den Festen damals. Mit hinein mischte sich die Wehmut, dass einige unserer Klassenkameraden schon gestorben und nicht mehr dabei sind.

Klassentreffen sind auch dazu gut, dass man sich erinnert

Auf der Heimfahrt habe ich den Namen der Diakonisse, die mich auf dem Arm getragen hat, noch einmal vor mich hingesagt: Hannah. Das ist eine Kurzform des Namens Johanna. Der bedeutet übersetzt: Gott ist gnädig. Und dann habe ich gedacht: Vielleicht sind Klassentreffen auch dazu gut, dass man sich erinnert: Da war jemand auf meinem Lebensweg für mich da, hat mir wieder auf die Beine geholfen und mich so die Gnade Gottes spüren lassen.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren