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Vor die Hunde oder zu den Engeln?
Bild: medio.tv/Schauderna

Vor die Hunde oder zu den Engeln?

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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Nein, für große Rollen hat es damals nicht gereicht. Beim Casting zum König bin ich durchgefallen, weil andere besser singen konnten. Da brauchte ich für die Rolle des Josef gar nicht erst anzutreten.

Die Hirtenrolle beim Krippenspiel

Beim musikalischen Krippenspiel kamen tieferbegabte Jungs wie ich zu den Hirten.
Am künstlichen Lagerfeuer auf dem Teppich vorm Altar auf Stofftier-Schafe aufpassen und drei Sätze laut und deutlich sprechen – das traute man uns dann doch zu.

Aber in einem Jahr kam eine doppelte Herausforderung hinzu.

1. Herausforderung - die Duftmarke eines Hundes

Ein Hund und ein Engel. Den Hund habe ich nie wirklich gesehen. Aber gerochen – eine ganze Aufführung lang: als unschöne Duftmarke unter den Schuhen meines Hirtenkollegen. Da musste wir uns schon echt als Schauspielprofis erweisen, um nicht durch lautes "Igitt!" oder Fluchttendenzen dem Stück eine unbeabsichtigte Wende zu geben. Wir sagten uns tapfer: So riecht es eben im Stall und blieben liegen.

2. Herausforderung: Heike - die Chefin der Engel

Die zweite Herausforderung war die Chefin der Engel: Heike. Wer damals Heikes Schönheit miterlebte, wusste: Es stimmt, was sie sang: "Vom Himmel hoch…", ja, da musste sie herkommen! Und "Fürchtet Euch nicht!" – Nein, im Gegenteil, wir fühlten uns einfach nur magisch angezogen und mussten als dahinschmachtende Hirten aufpassen, unseren Einsatz nicht zu verpassen.

Damals lag vor die Hunde gehen oder ganz zum Engel hingezogen zu sein sehr nah beieinander.
Vielleicht ist das ein Geheimnis jeder Weihnachtszeit:

Manchen Mist werden wir nicht los

Wir werden auch dieser Tage manchen Mist nicht los. Durchhalten ist da gefordert. Mitunter gute Miene zum bösen Spiel oder mindestens das Beste daraus zu machen. Stallgeruch – auch unser Stallgeruch – gehört dazu. Weihnachten blendet den Alltag nicht aus, sondern findet mittendrin statt.

Manches zieht uns magisch an

Und zugleich zieht es uns magisch an. So viel Schönes leuchtet in den Menschen an unserer Seite und in ihren Geschenken auf. Vom Himmel hoch, von oberster Stelle, hören wir: "Gott ist für Dich!" Was für eine Zuversicht! Das lässt mein Herz höherschlagen – wie damals beim Krippenspiel. Da will ich meinen Einsatz nicht verpassen.

Wie religiös musikalisch wir veranlagt sein mögen: im Spiel um Weihnachten findet sich eine Rolle für jeden und vor die Hunde geht am Ende keiner. Gott sei Dank!

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