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Totensonntag
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Totensonntag

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: Viele Leute werden im Herbst ohnehin etwas schwermütig. Und heute ist auch noch Totensonntag. Fabian Vogt von der evangelischen Kirche. Wozu braucht es denn so einen Tag?

Na, schon vor 3000 Jahren hat jemand geschrieben: „Mensch, bedenke, dass du sterben musst, damit du klug wirst.“ Das heißt: Wer sich bewusst mit dem Tod auseinandersetzt, der lebt anders. Ist ja auch klar: Wenn ich mir vor Augen führe, dass meine Zeit auf der Erde begrenzt ist, dann werde ich bewusst, intensiv und verantwortungsvoll leben. Bei uns wird der Tod doch ziemlich oft verdrängt. Deshalb ist es gut, wenn Christen immer im November einladen, den eigenen Fragen nach der Endlichkeit nicht auszuweichen, sondern sie mutig zu stellen. Außerdem wird heute in den meisten Gottesdiensten an die Verstorbenen der letzten 12 Monate gedacht. Es geht also auch um ein Erinnern an die Menschen, die uns wichtig waren und wichtig bleiben.

Aber dann ist das trotz allem eine traurige Sache, oder?

Je nachdem. In der kirchlichen Tradition heißt der heutige Sonntag nämlich nicht nur Totensonntag, sondern auch Ewigkeitssonntag. Es geht nicht nur um den Tod, sondern auch um die Ewigkeit. Christen sind ja der Überzeugung: Der irdische Tod ist kein Ende. Er ist ein Übergang. Da kommt noch was. Und wenn ich das glauben kann, dann verliert der Tod seinen Schrecken. Oder um es anders auszudrücken: Dann geht es nicht nur um einen Abschied, sondern zuallererst um eine große Hoffnung. Eine Hoffnung, die im Leben und im Sterben trägt. Deshalb ist dieser Tag nicht nur traurig, sondern auch zuversichtlich.

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