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Sympathie mit Fröhlichen und Traurigen
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Sympathie mit Fröhlichen und Traurigen

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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In der Kirche bei uns im Taunus haben wir Kirchenkaffee. Es gibt Kaffee oder Tee nach dem Gottesdienst. Einige haben Muffins mitgebracht. Oder Plätzchen. Etwas, was man aus der Hand essen kann.

Manchmal liegen Freude und Trauer ganz nah beieinander

Ein Kind wurde getauft. Alle happy. Die Taufeltern sind stolz. Das Baby schläft. Die Großeltern beseelt. Ein glücklicher Moment. Da erzählt einer von einer älteren Dame. Sie ist vor zwei Tagen gestorben. Letzte Woche saß sie noch hier. Und er zeigt in die Richtung, wo sie immer gesessen hat. Eine rüstige Wanderin. Hatte einige Ehrennadeln vom Taunusclub. Kannte sich auf allen Wanderwegen aus. Typ unverwüstlich. Gestorben.

Betreten gucken die nach unten, die grad noch gelöst geplaudert haben. Ich schaue auf ihren leeren Platz in der Kirchenbank. Bei manchen Menschen denkt man, sie lebten für immer und ewig.

Ein guter Rat in der Bibel

In der Bibel gibt es einen guten Rat: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden“. (Römerbrief 12, 15) Manchmal ist das ganz schön hart. Eben noch fröhlich mit der Tauffamilie – und plötzlich durch einen Satz, ein Wort, geht’s in Gedanken an die Verstorbene. Das ist eine Spannung. Die bleibt. Tod und Leben so nah beieinander. Das macht aber die Fröhlichkeit nicht kaputt. Ich möchte mich auch weiterhin mit den Taufleuten freuen. Das Baby hat noch sein ganzes Leben vor sich. Grund zur Freude. Gott geht mit durch dieses junge Leben. Und gleichzeitig will ich auch meine Traurigkeit ernst nehmen.

Sympathisch sein: Mit-Leiden und Mit-Freuen

Das Wort Sympathie  heißt übersetzt: Mit-Leiden. Also: Sympathisch mit den Fröhlichen. Sympathisch mit den Traurigen. Sich mitfreuen und mitleiden. Solche Momente liegen manchmal dicht nebeneinander. Gott vergisst das Baby und die Familie drum herum nicht. Und auch die alte Wanderin nicht. In Ewigkeit sind sie mit Gott verbunden. Durch nichts auf der Welt fallen wir aus Gottes Liebe heraus. 

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