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So geht Heiliger Geist
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So geht Heiliger Geist

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Beschweren wird immer beliebter. Im Lokal zum Beispiel. Kaum ist etwas anders als gedacht, beschwert man sich. Der Mann am Nebentisch hat drei Kugeln Eis bestellt. Er freut sich schon, wie man sieht. Dann kommt der Kellner und bringt ihm den Becher. „Nein,nein“ sagt der Gast streng, „das ist ja viel zu viel. Ich hatte nur drei Kugeln bestellt, das sind mindestens fünf.“ Und tut so, als wolle er den Becher zurückgeben. Rechnet aber nicht mit dem Kellner. Der hat Geist. Und nimmt dem Gast den Wind aus den Segeln. Den Wind des Beschwerens. Der Kellner sagt: „Nein, das sind keine fünf Kugeln, das sind nur drei. Aber drei großzügige.

Herrlich, wenn man das kann. Als hätte man Heiligen Geist. Der nimmt auch Wind aus den Segeln. Den Wind des Beschwerens. Das geht so schnell heute. Etwas passt einem nicht, schon beschwert man sich. Ruft bei Ämtern an, schimpft über dies und das. Fühlt sich falsch behandelt. Unter Wert bedient und was sonst noch. Man fühlt heute schnell Unrecht, wo gar keins ist. Und neigt zum Beschweren.

In strengem Ton.

Der muss aber nicht sein. Man darf freundlich bleiben, auch wenn das Leben gegen einen läuft, angeblich. Und wenn einer grob kommt, bleibt man auch freundlich. Patzt nicht zurück. Nimmt Wind aus den Segeln. Übt sich im Heiligen Geist. Wie der Kellner. Der kann es. Als kenne er sich aus mit den Beschwerern. Denen muss man freundlich kommen. Das entwaffnet die Strenge. Keine Angst, sagt der Kellner ja, sie müssen keine fünf Kugeln bezahlen. Sie kriegen nur mehr für Ihr Geld. So geht Heiliger Geist. Den Worten die Schärfe nehmen. Mit freundlicher Lässigkeit.

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