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Rücksichtnahme – oder: was wir in der Pandemie gelernt haben

Rücksichtnahme – oder: was wir in der Pandemie gelernt haben

Pater Andreas Meyer
Ein Beitrag von Pater Andreas Meyer
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"Wir müssen schnell wieder zur Normalität zurückfinden.“ So oder ähnlich ist es in diesen Tagen oft zu hören. Politiker, Wirtschaftsbosse und auch Vertreter der Kirchen stimmen darin ein. Ich habe allerdings den Eindruck: Normalität heißt für viele: Es muss da weitergehen, wo es Mitte März aufgehört hat. Aber das wird nicht so sein. Die Vorsichtsmaßnahmen, wie zum Beispiel Abstandsregeln und das Tragen von Alltagsmasken, werden uns noch lange daran erinnern: Bei  uns geht es nicht normal zu.

Einkaufsdienst von Jugendlichen

Der Lockdown hat zur Ruhe gezwungen. Das gewohnte Leben wurde auf den Kopf gestellt. Das hat viel Verunsicherung ausgelöst. Aber es hat auch viel Neues möglich gemacht. Vieles hat mich beeindruckt. Zum Beispiel: Jugendliche in einer Kirchengemeinde haben gleich in den ersten Tagen einen Einkaufsdienst gegründet. Sie haben gemerkt: Menschen konnten nicht mehr in den Supermarkt gehen aus Angst, sich zu infizieren. Also haben sie angeboten: wir gehen für euch einkaufen!

Und ich hab beim Einkaufen im Supermarkt sehr viel Rücksicht erlebt. Menschen lassen einander den Vortritt, halten Abstand. An der Kasse wird in Ruhe gewartet. Das Leben hat sich spürbar verlangsamt.

"Jetzt kannste auch mitbeten!"

Noch ein Beispiel, das ich klasse finde: Eine alte Frau in unserer Gemeinde hat einen PC und kennt sich mit Internet aus. Sie kann per Livestream den Gottesdienst aus ihrer Kirche mitverfolgen. Aber ihre Nachbarin nicht. Da kommt sie auf eine großartige Idee: Immer kurz bevor das „Vater unser“ gebetet wird, ruft sie ihre Nachbarin an. „Jetzt kannste auch mitbeten!“ sagt sie noch. Und dann hält sie den Telefonhörer an den Lautsprecher ihres PCs. 

Ich finde: Bei vielen ist die Aufmerksamkeit für die anderen Menschen und was die gerade brauchen gewachsen. Und dadurch entsteht ein rücksichtsvolles Miteinander. Ich wünsche mir, dass dieses rücksichtsvolle Miteinander über die Pandemie hinaus erhalten bleibt.

 

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