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Reisen als Begegnung
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Reisen als Begegnung

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden
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Sommerzeit- Reisezeit. Kaum ein Flecken auf dieser Erde bleibt mehr unberührt. Von der Südsee- bis zur Nordsee, von den Seychellen bis Lappland – Millionen Touristen sind Jahr für Jahr auf der Suche nach Erholung. Normalerweise. In diesem Jahr ist alles anders. Auch ich bleibe dieses Jahr in Deutschland. Vielleicht genau wie der Mann, der seinerzeit sozusagen das Reisen erfunden hat und sein Heimatland erforschte: Thomas Cook.  1841 hatte  er in England die erste Extra- Zugfahrt von Leicester nach Loughborough organisiert. Für einen Schilling. Und dafür gab`s nicht nur die Hin- und Rückfahrt, sondern auch noch ein Schinkenbrot und eine Tasse Tee. Thomas` Cooks Motto lautete: „Weg von der Ginflasche und hinaus an die frische Luft.“ Der Vater des modernen Tourismus wollte mit dieser Tour nicht Geld verdienen, sondern Menschen bessern. Er kämpfte für ein alkoholfreies Leben. Als Laienprediger wollte er mit seiner Extra-Zugfahrt, so sagte er, „Menschen mit Menschen und mit Gott in Verbindung bringen“. Die erste Reise wurde so gut angenommen, dass Thomas Cook mit seiner Idee weitermachte und eine Tourismusbewegung mit der Eisenbahn geschaffen hat. Er organisierte bald auch Auslandreisen und gründete Reisebüros. Schon bald war Thomas Cook als Reiseveranstalter in aller Munde. „Menschen mit Menschen, und Menschen mit Gott in Verbindung bringen.“ Das ist ein tolles Motto fürs Reisen, wie ich finde. Dazu muss man auch heute nicht unbedingt auf die Malediven oder nach Neuseeland fliegen.

Ich organisiere zum Beispiel jedes Jahr ein Zeltlager für Kinder. Auch in diesem Jahr wieder. Diesmal fahren wir in den nahegelegenen Westerwald. Es ist einfach immer eine tolle Stimmung, abends mit den Kindern und Erwachsenen rund um das Lagerfeuer auf einer Waldlichtung zu sitzen, Stockbrot zu essen und aus der Mundorgel zu singen. Tagsüber erleben wir die Natur: Baden im See, Schnitzeljagd durch den Wald, Ferienspiele auf einem Bolzplatz. Vieles wird in diesem Jahr anders sein: Wir machen es unter Corona Bedingungen: Abstandsregelungen, nur ein Zelt pro Familie, wir bekommen das Essen angeliefert und essen mit jeder Familien an einem eigenen Tisch. Nachtwanderungen oder Spiele im Freien sind aber auch jetzt möglich. Dabei erlebe ich immer wieder: Gerade Stadtkinder werden beim Anblick der Sterne richtig andächtig. Sie spüren wohl auf ihre Art diese Unbegreiflichkeit des Weltalls. Und vielleicht kommen sie darüber ins Nachdenken, dass vielleicht doch nicht alles nur ein Zufall ist, sondern dass ein Schöpfer hinter diesem Geheimnis steckt.

„Menschen mit Menschen und Menschen mit Gott in Verbindung bringen.“ Ich glaube, das ist auch heute noch ein guter Grund zum Reisen. Wie oft habe ich schon erfahren: Gerade Begegnungen mit Menschen im Urlaub sind mir besonders hängengeblieben. Und wie oft habe ich schon erlebt: Die Schönheit der Natur macht mich wahnsinnig dankbar Gott gegenüber.

 

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