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Ordnung machen im Advent
Bild: Joergelman/Pixabay

Ordnung machen im Advent

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Den Satz hat er sich gemerkt. Gelesen hat er ihn auf einem Kalender. Da stand: Buße ist ein in Ordnung bringen der Welt. Warum behält man sich den Satz?, dachte Sven immer, wenn ihm der Satz einfiel. Vor ein paar Tagen wieder. Er konnte ihn leise vor sich hinsagen.

Sven nimmt eine Bettlerin wahr

Aber diesmal mit Folgen. Er hatte nämlich eine Bettlerin gesehen. Er sah oft Bettler. Diese aber war anders. Jünger, trauriger. Sie hatte wohl wenig Übung. Erstmal ging er an ihr vorbei. Im Büro musste er den ganzen Vormittag an sie denken. Nachmittags war sie nicht mehr da. Am nächsten Tag auch nicht.

Er hat viel Geld, die Frau nicht

Aber am übernächsten. Und Sven war vorbereitet. Weil er sich dauernd gesagt hatte: Buße ist ein in Ordnung bringen der Welt. Hier nämlich stimmt etwas nicht, merkte er. Er hat viel Geld und die Frau wenig. Das wollte er in Ordnung bringen. Wenn Gott es nicht macht, dann eben ich, sagte er sich. Als er die Frau von weitem sah, zerknüllte er Geldscheine in seiner Hand und setzte die Mütze schief.

Er wollte nicht gesehen werden beim "Ordnung machen"

Er wollte nicht gesehen werden. Dann warf er das Knäul aus Geld in die Dose. Damit es klimpert, warf er noch ein paar Münzen mit. Die Frau sah auf, aber sie schaute durch ihn hindurch. Das war Sven recht. Sie sollte ihn nicht erkennen. Dann ging er zügig davon.

Vielleicht hilft seine Spende

Ihm war jetzt wohl. Er hatte ein bisschen mehr Ordnung in die Welt gebracht, sein Gewissen erleichtert. Buße ist schön, dachte Sven. Schließlich war ja Advent. Ihm tat es nicht weh. Und vielleicht hilft es ja der Frau in der heiligen Zeit.

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