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Nichts mehr vormachen müssen
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Nichts mehr vormachen müssen

Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg
Ein Beitrag von Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg, Evangelischer Pfarrer, Issigheim / Bruchköbel
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"Jetzt nichts wie weg von hier“, denkt er. „Hoffentlich kriegt das niemand mit!“ Und er schaut sich noch einmal um und macht, dass er davonkommt. Der Kopf schamesrot, die Stirn schweißglänzend.
Tausend Gedanken schießen ihm durch den Kopf. Wenn das die anderen mitbekommen – was werden sie von ihm denken? Er war doch immer der starke. Der coole. Der, der treu und unverbrüchlich wie der Fels in der Brandung war.
A propos Fels: So wurde er von den anderen genannt: Petrus. Fels. Der Jünger Jesu.
Und gerade dieser Petrus war bei der ersten steifen Brise, beim ersten Sturm umgeknickt wie ein einzelnes Gras im Wind – von wegen Fels!
Kaum war Jesus verhaftet schon hatte er ihn verraten. Gleich dreimal und der Hahn hatte gekräht und sein Gewissen hatte sich gemeldet.
Was jetzt?
„Weg von hier – das soll niemand je erfahren.“
Ich kann mir gut vorstellen, dass das sein erster Impuls war.
Umso erstaunlicher eigentlich, dass diese peinlich, unschöne Episode aus dem Leben des Petrus bis heute in der Bibel steht. Offen und ohne Vertuschung. Dabei war doch aus der späteren Gemeinde nur er dabei, nur Petrus kann seinen Verrat weitererzählt haben.
Das gleiche gilt für anderes Versagen der Jünger Jesu. Zum Beispiel als sie im Garten Gethsemane mit ihm allein sind, wachen und beten sollen – und immer wieder einschlafen.
Und doch haben sie und die Christen nach ihnen auch so etwas weitererzählt.
Woran das liegt?
Vielleicht daran, dass sie auch das in Erinnerung behalten wollten. Auch das gehörte zu ihrem Leben. Und weil sie später verstanden haben, was Jesus ihnen beibringen wollte:
Für Gott zählt nicht, welches Ansehen einer genießt, was einer nach außen darstellt. Fehlerlosigkeit erwartet unser Schöpfer gar nicht von uns. Wir müssen uns und den anderen nichts vormachen.
Gott sei Dank!

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