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Heilige Margarete

Heilige Margarete

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Heute vor 25 Jahren gab es in den Schweizer Bergen ein schweres Gewitter. Es war der 20. Juli, der Gedenktag der Heiligen Margarete, und ich weiß genau, wo ich war: Auf einer Bergtour mit meiner Mutter und meinem Bruder.

Wie das oft so bei längeren Bergtouren ist: Wir sind bei gutem Wetter losgegangen, mittags haben wir die Quellwolken gesehen und gedacht: Wenn wir zügig gehen, kommen wir schon trocken an. Wir haben nach der Mittagspause also einen Zahn zugelegt und sind zügig auf einen Pass zugegangen. Allerdings sind wir nicht so gut vorangekommen wie gehofft.

Während der Himmel zusehends dunkler wurde, sind wir auf den sehr ausgesetzten Pass zugegangen. Kein Baum, kein Strauch, nur Geröll war vor uns zu sehen und der Donner grollte hinter uns. Gewitter in solchem Gelände ist kein Spaß, und so hat uns das Herz ganz schön geklopft, als wir den Pass endlich erreicht hatten und mit ihm die wesentlich geschütztere andere Bergseite, auf der noch die Sonne schien.

Meine Mutter hat später gesagt: „Das hatten wir der Heiligen Margarete zu verdanken!“ Sie ist nämlich ihre Namenspatronin und hat eben am 20. Juli ihren Gedenktag.

Ich kenne einige Leute, die jetzt nachsichtig lächeln oder sagen würden: „Ja und? Was hat das damit zu tun?“. Und ehrlich gesagt, bin ich auch nicht davon überzeugt, dass die Heilige Margarete sich im Himmel damit beschäftigt, Gewitterwolken aufzuhalten. Genauso wenig wie der Heilige Antonius meine Schlüssel findet oder der Heilige Blasius Halsentzündung heilt.

Aber ich glaube: Manchmal ist es hilfreich, sich mit seinen Sorgen an eine höhere Instanz zu wenden. Denn wenn ich mich nicht mehr nur auf mein Problem oder eine drohende Katastrophe konzentriere, hat das mehrere Vorteile. Erstens: Ich werde nicht panisch, weil ich mein Problem als ein lösbares betrachte. Zweitens: Ich entlaste mich, weil ich einen Teil der Verantwortung für den guten Ausgang an jemand anderen, z.B. die Heilige Margarete, abgeben kann. Und die Kraft des Optimismus ist ja inzwischen ausgiebig erforscht.

Wenn ich positiv denke und davon ausgehe, dass ich gut aus meiner misslichen Lage herauskommen kann, fallen mir konstruktive Lösungsansätze leichter: Ich suche zum Beispiel noch einmal systematisch nach meinem Schlüssel und erinnere mich in Ruhe, wo ich ihn zuletzt hatte.

Und noch ein positiver Effekt entsteht nach erfolgreicher Bewältigung der Herausforderung: Ich bin dankbar. Ich bin dankbar, dass mir günstige Witterungsumstände zugutekamen oder, dass mein Nachdenken mich dazu gebracht hat, noch mal in allen Jackentaschen zu suchen.

Insofern werde ich beim nächsten verschwundenen Gegenstand wieder ein Stoßgebet zum Heiligen Antonius schicken und bei brenzligen Situationen am Berg zur Heiligen Margarete rufen – auch wenn dafür laut Heiligenlexikon eigentlich der Heilige Bernhard von Aosta zuständig wäre, aber der hat seinen Gedenktag am 15. Juni und das ist eine andere Geschichte.  

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