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Hände schütteln
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Hände schütteln

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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Letzten Monat war in England eine Weltmeisterschaft, der Cricket World Cup. Für Länder aus dem früherem englischen Einflussgebiet das Ereignis des Jahres: für Südafrika, Australien, Indien, Pakistan, Sri Lanka und mehr. Es ist ein ausdauerndes Spiel: Einer wirft einen harten Ball, um drei Stöcke umzuwerfen. Der Gegner wehrt das mit einem schweren Holzschläger ab. Es wird gefangen und gerannt.

Ich hatte Besuch aus Indien, der gern hier die Spiele der indischen Mannschaft sehen wollte. Ich fragte in indischen Restaurants, aber die winkten ab. Interessiert hier keinen. Schließlich haben wir es geschafft, die Spiele auf dem Handydisplay zu sehen. Acht Stunden dauert ein Spiel manchmal. Ich mit Lesebrille. Ich hab‘s nicht ganz geschaut. Es zieht sich schon.

Doch was mir am Cricketspielen gefällt, ist das Schlussritual am Ende: das Händeschütteln. Die eine Mannschaft bildet eine lange Schlange, und die gegnerische Mannschaft geht händeschüttelnd an allen Spielern vorbei. Auch wenn zuvor viele Gefühle da waren, Ärger, Traurigkeit, Frust: Es gehört zum Cricket dazu. Mehr als beim Fußball, wo manchmal nur zwei, drei Spieler aufeinander zugehen, ein Trikot tauschen oder dem Gegenüber einen freundlichen Klaps geben.

Beim Cricket schauen sich alle Spieler in die Augen, sagen dem Gegner etwas Anerkennendes. Manche bleiben kurz stehen und trösten einen Verlierer. Beim World Cup jetzt war der Teamkapitän von Neuseeland  ein trauriger Held. Neuseeland verlor superknapp das Endspiel. Trotzdem keine verbrannten Fahnen, nichts flog auf den Platz, kein Zoff oder ein Riesenpolizeiaufgebot.

Das imponiert mir. Kein Hass. Keine Wut. Keine Schlägereien. Bei all den Spielen in sieben Wochen nicht. Sich die Hände reichen. Versöhnung nach Gewinn und Niederlage. Sich aufmunternd in die Augen schauen.

Auch ohne Cricket will ich das in meinem Leben umsetzen. Durchatmen und auf den Anderen zugehen. Auch nach Streit. Nach Ärger. Nach Niederlagen. Das ist eine große Sache.

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