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Guter Hirte
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Guter Hirte

Simone Twents
Ein Beitrag von Simone Twents, Katholische Dezernetin für Glaubenskommunikation und Pastorale Innovation, Fulda
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Das Gleichnis vom guten Hirten ist sooo schön. Gott als der gute Hirte, der das Schaf vorsichtig und behutsam aus den Dornen löst, in die es sich verfangen hat. Und es liebevoll auf seine Schultern nimmt, um es heimzutragen. Dieses Gleichnis beschreibt die Zärtlichkeit und Feinheit, die der göttliche Hirte für mich hat. Es tut so gut, zu denken, dass ein leidenschaftlicher Gott mich bedingungslos liebt und mir nachgeht.
Das Problem ist nur: ich will nicht das Schaf sein. Ich will nicht die sein, die bedürftig und verirrt ist und Hilfe braucht.
Aber: Barmherzigkeit hat mit Elend zu tun. Barmherzigkeit ist eine Form der Liebe, die gerade dann zur Hochform aufläuft, wenn es Schwierigkeiten gibt.
Wenn Sie gerade nichts Liebenswertes entdecken, wenn Sie am liebsten den Koffer packen und sagen würden „Jetzt reicht’s!“
Gott liebt anders: er denkt sich nicht: „doofes Schaf, selber schuld, wie oft habe ich es vor den Dornen gewarnt, egal, ich hab ja noch 99 andere“ nein, für das EINE Schaf ist ihm kein Weg zu weit. Das Herz Gottes schlägt für den Einzelnen.
Hätte sich kein Schaf verirrt, wäre alles „glattgegangen“, dann hätte sich die Barmherzigkeit Gottes gar nicht gezeigt.
In den Augen des göttlichen Hirten bin ich so unendlich kostbar. Mir nachzugehen macht Gott Freude! Ich falle ihm nicht zur Last. In seinen Augen bin ich nicht nur dann kostbar, wenn ich mich passend verhalte. Der Blick, mit dem er mich anschaut, ist kein urteilender Blick.
In menschlicher Liebe kann ein Gefühl der Angst mitschwingen: wenn mein Gegenüber meine dunklen Seiten entdeckt, kann er mich vielleicht nicht mehr lieben.
Aber da fängt die Liebe Gottes erst an, da läuft er zur Hochform auf. Nur, ich muss es aushalten, dass er sich mit mir „Umstände“ macht, dass ich mich ihm „aufbürde“. Es zulassen. Das ist die Freude des göttlichen Hirten. Ich muss keine Sorge haben, ihn zu strapazieren. Gottes Barmherzigkeit hat nicht Bemühtes, Herablassendes. Sie ist voller Freude und Bewegung des Herzens.
Ich muss mich nur von ihm finden lassen. Mich nicht verstecken. Mich ihm zeigen. Ihm erlauben, mich behutsam aus den Dornen zu lösen, auch wenn das vielleicht ein bisschen wehtut. Er nimmt mich auf die Schultern und trägt mich heim.

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