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Glück haben die Benachteiligten
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Glück haben die Benachteiligten

Ein Beitrag von Helwig Wegner-Nord, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

20. März – heute ist der „Internationale Tag des Glücks“. Ein Aktionstag, den die Vereinten Nationen beschlossen haben. Nach Glück streben die Menschen auf der ganzen Welt. Und sie haben ein Recht darauf, nach Glück zu streben.

So weit, so gut. Gleichzeitig ist klar: Menschen auf der ganzen Welt erleben andauernd Unglück, fühlen sich nicht glücklich, auch nicht heute, am „Internationalen Tag des Glücks“. Ist Glück eigentlich etwas anderes, als bloß ein ewiger Traum? Oder gibt es auch ein erfolgreiches „Streben nach Glück“?

Das Neue Testament tut sich schwer, das Wort Glück überhaupt zu verwenden. Bei allem, was die Bibel ist, eine Anleitung zum Glücklichsein scheint sie nicht zu sein. Und doch, ich denke, der christliche Glaube nennt in dieser Welt voller Unglück, voller Tod und Trauer, Kälte und Krankheit einen Weg zum geglückten Leben.

An einer Stelle der Bibel stehen Sätze, die wie kaum ein anderer Text davon sprechen, wer glücklich zu nennen ist: das sind die „Seligpreisungen“ am Anfang der Bergpredigt Jesu.

Allerdings klingt das, was Jesus da sagt, sehr befremdlich, ja geradezu verrückt in unseren Ohren. Wer wird da als glücklich aufgezählt? Die Einfältigen, die Naiven, die Leidenden, die Schwachen, die Verfolgten – diese in unseren Augen ausgesprochen unglücklichen und vom Leben benachteiligten Menschen nennt Jesus glücklich. Die Sätze stehen quer zu allen gängigen Vorstellungen damals wie heute. Schon zu Jesu Zeiten hielt man für glücklich und von Gott gesegnet, wer Erfolg, Gesundheit und Wohlstand auf seiner Seite hatte.

Wenn Jesus zu den Trauernden und Mühseligen sagt, dass sie doch glücklich, ja glückselig sind, und wenn er ihnen Himmel und Erde zuspricht, dann klingt das geradezu zynisch. In Jesu Augen ist ein Mensch glücklich, wenn er getröstet wird und Barmherzigkeit erfährt. Das Glück liegt für ihn nicht darin, irgendetwas an sich zu raffen und als Auszeichnung sozusagen auf dem eigenen Habenkonto festhalten zu wollen. Unter Glück versteht Jesus offensichtlich etwas anderes als die Abwesenheit von Leiden, Trauer und Armut. Glück und Seligkeit erfahren vielmehr die Menschen, die Trost erfahren und darin Gott spüren.

Vielleicht gelingt uns am „Internationalen Tag des Glücks“ ein neuer Blick auf das, was uns glücklich machen kann.
 

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