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Fehler machen und damit leben?
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Fehler machen und damit leben?

Winfried Engel
Ein Beitrag von Winfried Engel, Katholischer Ltd. Schulamtsdirektor i. K. i. R., Fulda
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Oh je, das war nicht gut, was ich da gemacht habe. So hat wahrscheinlich jeder schon einmal bekennen müssen. Fehler machen, das bedeutet auch Schuld auf sich zu laden. Und das einzugestehen ist nicht leicht. Schwerer und belastender wird alles, wenn Menschen um mich herum vorschnell urteilen und ihre Enttäuschung über mein Verhalten ausdrücken. Und das, obwohl sie wissen müssten, dass auch sie selbst sicher nicht fehlerlos sind.

In der Bibel wird von einer Begebenheit berichtet, die dieses menschliche Verhalten zum Thema hat. Zu Jesus wird eine Frau gebracht, die beim Ehebruch ertappt worden war. Nach dem Gesetz des Moses war damit über sie das Todesurteil gesprochen, sie musste gesteinigt werden. Für die religiös Gelehrten, die die Frau vorgeführt hatten, war dieses Urteil klar. Sie wollten Jesus nur eine Falle stellen. Würde er dem Todesurteil zustimmen, dann passte das nicht zu dem, was er bisher verkündet hatte. Würde er die Strafe als unangebracht bezeichnen, hätte er gegen das Gesetz verstoßen. Also eine scheinbar ausweglose Situation. Und was macht Jesus? Er sagt zunächst gar nichts. Und als die anderen nicht lockerlassen, sagt er einfach: wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Nach einiger Zeit waren alle gegangen. Nun sagt Jesus zu der Frau: Hat dich keiner verurteilt? – Keiner, sagt sie. Auch ich verurteile dich nicht, sagt Jesus, geh und sündige nicht mehr. Jesus gibt der Frau eine neue Chance. Die, für die das Urteil schon klar war, hat er damit wahrscheinlich zum Nachdenken gebracht. An ihre eigenen Fehler wollten sie nicht erinnert werden. Schuld und Versagen dürfen nicht beschönigt werden. Doch wenn jemand schuldig geworden ist, dann muss er die Chance bekommen neu anfangen zu können. Wenn das bei Gott so ist, dann sollten Menschen es nicht anders machen.

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