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Es kommt auf die Perspektive an
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Es kommt auf die Perspektive an

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
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"Kümmert’s dich nicht, dass wir untergehen?" Diese Frage der Jünger Jesu habe ich im Ohr. Jesus und seine Jünger sind auf einem Boot. Er legt sich schlafen. Ein Sturm kommt auf. Die Jünger geraten in Aufruhr.

Die Jünger schauen auf die Gefahr

Sie schauen auf die Gefahr. Ihnen kommt nicht in den Sinn, auf Jesus zu vertrauen (Mk 4, 35ff).

Die Geschichte geht gut aus. Jesus steht auf und bedroht den Wind und spricht zum Sturm auf dem See: Schweig und verstumme! Und der Wind legt sich, und es entsteht eine große Stille.
Jesus kann es. Aber er scheint nicht immer gleich einzugreifen.
Irgendwo ist immer ein Sturm! Irgendwo geht immer jemand unter. Das Boot läuft voll. Die schlechten Nachrichten türmen sich. Wie halte ich dagegen?
Ich denke, es kommt erstmal auf die Perspektive an, mit der ich ein Ereignis betrachte.

Eine Geschichte aus der Schule

Auch in einer Geschichte aus der Schule.
Eines Morgens kommt der Lehrer in die Klasse und lässt unangekündigt einen Test schreiben. Als die Schüler und Schülerinnen das Aufgabenblatt erhalten, sind sie überrascht: Statt Aufgaben ist nur ein schwarzer Punkt auf dem Blatt zu finden, genau in der Mitte. "Schreibt einfach auf, was ihr auf dem Blatt seht", sagt der Lehrer. Für einen Moment sind die Jugendlichen unschlüssig, doch dann beginnen sie zu arbeiten. Nach einer Weile sammelt der Lehrer die Testblätter ein und beginnt, die entstandenen Betrachtungen laut vorzulesen. Durch die Bank haben alle Schülerinnen und Schüler über den schwarzen Punkt geschrieben: über seine Position in der Seitenmitte, über seine Größe im Verhältnis zum Papierformat und so weiter. Am Ende lächelt der Lehrer und sagt: "Ich wollte euch eine Aufgabe mit offenem Ausgang stellen. Niemand hat etwas über den freien Raum um den Punkt herum geschrieben – über den weißen Teil des Papiers.

Konzentration auf das, was schlecht läuft

Jeder hat sich auf den schwarzen Punkt konzentriert. Das Gleiche machen wir in unserem Leben. Wir haben ein weißes Blatt erhalten, um den Freiraum darauf zu nutzen und zu beschreiben. Aber wir haben immer nur die dunklen Flecken im Blick." (Verfasser unbekannt, in: Wandeln. Mein Fasten-Wegweiser 2018, S. 29f., hrsg. von "Andere Zeiten", Hamburg 2018)

Perspektive wechseln hilft

Die Perspektive zu wechseln hilft oft in unheilvollen Situationen. Nicht auf den Sturm zu schauen, sondern auf Jesus im Boot. Der hilft mir trotz aller Schwierigkeiten auch auf den weiten Horizont zu schauen, vor dem unser Leben steht. Dabei erlebe ich: Es ist noch viel möglich und gibt mir Mut, die Situation zu meistern.

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