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Eine Kerze für die Schulöffnung

Eine Kerze für die Schulöffnung

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Meine Frau hat diese Woche gleich drei neue Masken genäht. Für mich und für unsere Kinder. Die Grundschulen machen wieder ganz auf. Bisher hatten die Kinder nur an zwei Tagen die Woche für zwei Stunden Unterricht. Aber ab Montag kommen wieder alle Kinder den ganzen Vormittag. In der Schule sollen sie Schutzmasken tragen. Weil der Mindestabstand zwischen den Kindern nicht immer gewahrt werden kann. So stand es im Brief der Grundschule.

Bei mir und meiner Frau bleiben Fragen: Wie wird das ablaufen? Lohnt das eigentlich für die zwei Wochen bis zu den Sommerferien? Ist das Risiko überschaubar? Ich denke dabei mindestens an zwei Lehrerinnen, die wahrscheinlich gar nicht unterrichten, weil die eine Asthma und die andere Probleme mit dem Herz hat. Die gehören damit zur Risikogruppe. Aber meine Frau und ich denken auch an uns und unsere Familie: Werden unsere Kinder das Virus übertragen? Oder werden sie selbst erkranken? Ich hoffe nur, dass das alles gut geht.

Und ich merke, da schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Auf der einen Seite denke ich: Es muss ja irgendwann wieder weitergehen. Geschäfte, Büros und Unternehmen und eben auch die Schulen sollen irgendwann zu einer Form der Normalität zurückkommen. Deswegen ist für die Grundschulen der Zeitpunkt vor den Sommerferien wohl auch gewählt worden. Ich hoffe, dass da unsere Politiker gut beraten waren, so zu entscheiden. Denn auf der anderen Seite ist da auch der Gedanke und ein bisschen die Furcht: Wir können ja nicht sicher sein, dass das gut geht. Manche Lehrerin, aber auch manches Schulkind und manche Familie wird sich jetzt vielleicht auch ein bisschen wie ein Versuchskaninchen fühlen. An den Grundschulen wird jetzt getestet: Steigen die Infektionszahlen? Wird sich das Virus weiterverbreiten?

Morgen, am Sonntag, werde ich wieder im Gottesdienst sein. Seit Gottesdienste wieder möglich sind, bin ich gerade in Corona-Zeiten gerne dabei. Nach dem Alltagstrubel komme ich dort zur Ruhe. Und weiß mich gehalten und getröstet in meinem Glauben. Zum Kirchgang gehört ein Ritual: Bevor ich nach Hause gehe, zünde ich mit unseren Kindern in der Kirche eine Kerze an. Das werde ich dann auch morgen machen. Und dafür beten, dass wir gesund durch die kommenden Tage kommen. Und ich werde Gott bitten, dass er bei uns ist in all den Fragen und Unsicherheiten.

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