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Ein heiliger Ort - nicht nur in Jerusalem
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Ein heiliger Ort - nicht nur in Jerusalem

Monika Dittmann
Ein Beitrag von Monika Dittmann, Katholische Seelsorgerin im Altenheim, Flörsheim am Main
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Gerade komme ich aus dem Heiligen Land zurück. Dort in Jerusalem  haben wir auch die Westmauer des letzten Tempels besucht. Manche nennen sie Klagemauer. Dieser letzte Überrest des alten jüdischen Tempels und der Tempelplatz sind Streitapfel, weil drei Religionen den Ort als heilig ansehen. Vor allem  Judentum und der Islam sehen dort ihren Heiligen Ort.

Was ist ein heiliger Ort? Ich habe den Teilnehmern meiner Gruppe eine Legende erzählt. Darin wird der Grund angegeben, warum David diesen Ort für den ersten Tempel erwählt hat.

Da waren zwei Brüder, der eine gesegnet mit einer Familie, der andere ledig. Beide lebten und arbeiteten gemeinsam auf dem Feld. Zur Zeit der Ernte brachten sie auch das Getreide gemeinsam ein. Sie teilten gerecht halbe-halbe. Nachts schliefen sie auf der Tenne neben den Garben. Der ledige aber war bald wach, dachte an seinen Bruder und dessen große Familie. Er brauchte sicher mehr um alle zu ernähren. So beschloss er, seinem Bruder einen Teil seiner Ernte zu überlassen. In der gleichen Nacht erwachte auch der ältere Bruder. Er hatte von seinem Bruder geträumt, der alleine durchs Leben ging.  „Wer wird ihn in seinen alten Tagen versorgen?“ dachte er. „Vielleicht bin ich dann schon tot, kann ihn nicht mehr unterstützen“. So erhoben sich beide Brüder; jeder nahm von seiner Ernte und wollte es zum Stoß des anderen bringen – und auf halbem Weg begegneten sie sich. Jeder erkannte, wie gerecht  und gut es der andere gemeint hatte.  Sie ließen ihre Erntegarben fallen und umarmten sich. Gott aber sprach: Heilig ist mir der Ort, wo Menschen füreinander da sind und miteinander teilen. Hier will ich unter den Menschen wohnen. David kaufte später diese Tenne und machte den Ort zum Grund für den ersten Tempel.

Soweit die Legende. Ich finde es tröstlich, dass Gott dort wohnt, wo Menschen füreinander einstehen und teilen können. Auch, wenn kein Tempel errichtet wird. Nicht nur in Israel, nicht nur in Jerusalem, sondern überall in der Welt. Und ich erinnere mich an einen Gesang, den wir oft sonntags in der Kirche singen. „Wo die Güte und die Liebe wohnt, da wohnt Gott.“

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