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Die Welt gestalten
Bild: DarkmoonArt_de/Pixabay

Die Welt gestalten

Andrea Wöllenstein
Ein Beitrag von Andrea Wöllenstein, Evangelische Pfarrerin, Marburg
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"Wir suchen den Zeitpunkt nicht aus, zu dem wir geboren werden. Doch gestalten können wir diese Welt, worin das Samenkorn wächst, das wir in uns tragen", sagt Gioconda Belli, die Schriftstellerin aus Nicaragua.

Ist das so? Können wir die Welt gestalten? Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie ohnmächtig und verletzlich wir sind. Ein winziges Virus hat unser ganzes System ins Wanken gebracht. Unsere Gestaltungsräume wurden enger, die Möglichkeiten begrenzt. Wir konnten nicht mehr frei bestimmen wie wir feiern, wohin wir reisen, mit wem wir uns treffen. Viele hatten Ideen, wollten gestalten in ihrem Beruf oder in ihrer Freizeit. Aber es ging nicht, war z.T. sogar verboten.

Gleichzeitig haben wir gelernt: Ja! Wir können die Welt gestalten! Unsere Wissenschaftler*innen haben einen Impfstoff entwickelt. Wir alle sind Krisenmanager geworden, kreativ, erfinderisch. Wo das Gewohnte nicht möglich ist, entwickeln wir Neues. Gemeinsam finden wir Lösungen.

Ein Wir – Gefühl ist entstanden. Nachbarschaftshilfen sind aktiv. Wir schauen über den Tellerrand. Was für unser Leben auf diesem Planeten längst überfällig war– jetzt ist es möglich: Weniger Fernreisen, weniger Flüge. Corona hat uns eine Pause geschenkt, in der wir überlegen können, was wir tun wollen und was wir tun können. Wir sind nicht gezwungen, das immer weiter zu machen, was wir einmal begonnen haben. Wir können neu anfangen.

"Gestalten können wir diese Welt, worin das Samenkorn wächst, das wir in uns tragen"
Wie sieht die Welt aus, in der ich leben will und die ich meinen Kindern und Enkelkindern hinterlassen möchte. Wir haben jetzt die Chance, umzusteuern. So sehr wir uns wünschen, dass alles bald wieder "normal" wird. Jetzt können wir eine neue Normalität entwickeln und wir sind schon dabei.

Auch im Blick auf mich selber und mein Leben kann ich so fragen: Wer möchte ich sein nach der Krise? Welche Eigenschaften möchte ich ausbauen, was möchte ich verändern? Die Zeit habe ich mir nicht ausgesucht, in der ich geboren bin. Auch nicht das Land oder meine Familie. Aber gestalten kann ich meine Welt, in der das Samenkorn wächst, das ich in mir trage.

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