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Der Rosenmann ist da
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Der Rosenmann ist da

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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Es war 12:30 Uhr im Funkhaus des Hessischen Rundfunks, da hörte man auf den Gängen: „Der Rosen-Mann ist da!“ Dann hatte Patrick Haschke einen Stand an der Kantine aufgebaut und verkaufte seine prächtigen Freilandrosen in der Mittagspause.

Rosen aus Steinfurth

Er kommt aus dem hessischen Rosendorf Steinfurth. Patrick Haschke erzählt: „Wir waren zwei Mal in der Woche hier. Am Wochenanfang kauften die Leute Rosen für das Büro. Und gegen Ende der Woche für zu Hause. Eigentlich. Aber seit Corona kann ich das Funkhaus nicht mehr betreten. Und die meisten Leute arbeiten zu Hause.“

Die Corona-Krise ist besonders hart

So etwas hat er noch nicht erlebt, seit sein Vater vor Jahren begonnen hatte, Firmen, Banken und soziale Einrichtungen in Frankfurt mit Rosen zu beliefern. Viele Menschen kennen die roten Lieferwagen, mit denen er die Tour durch die Stadt macht. Patrick Haschke erzählt: „Wir sind eigentlich krisenerprobt. Die heißen und trockenen Sommer der letzten Jahre haben unseren Rosen sehr zugesetzt. Aber Corona: Das ist besonders hart. Wir müssen unsere Rücklagen angreifen.“

Die Rosen zaubern ein Strahlen in die Gesichter der Kunden

Doch er wirkt nicht resigniert, als ich mit ihm spreche. Mit einem kleinen Laden kann er den Verlust etwas auffangen. Gerade jetzt in der Rosenzeit, die noch bis Ende Oktober andauert. Ich spüre, dass er seinen Beruf liebt, wenn er von den 45 Sorten erzählt, die er anbaut. Was ihm jetzt Freude macht? Er antwortet: „Wie vor Corona auch: die gute Resonanz! Das Strahlen in den Gesichtern, auch wenn es momentan weniger Kunden sind.“

Die Rose - eine Blume mit Symbolkraft

Seine Leidenschaft ist eine Blume, die schon immer eine hohe symbolische Bedeutung hatte. Wenn ich Rosen verschenke, zeige ich einem anderen Menschen meine Liebe und Wertschätzung. Die Blüten und ihr Duft stehen für das Schöne im Leben. Ihre Dornen für Schwieriges. So wie die Corona-Zeit für viele eine dornige Zeit ist.

In einem Song der amerikanischen Country-Sängerin Rosanne Cash heißt es: „Gott ist in den Rosen. Er ist in den Blütenblättern. Er ist in den Dornen.“

Auf die Perspektive kommt es an

Für mich heißt das: Gott ist da, wenn das Leben schön ist. Und auch, wenn es weh tut. Wenn ich darauf vertraue, hilft mir das, schwierige Zeiten anzunehmen. Ich kann sagen: „Es ist blöd, dass die Rose Dornen hat.“ Aber ich kann auch die Perspektive wechseln und sagen: „Es ist schön, dass die Dornen eine solch tolle Blüte haben.“

Rosen für besondere Momente

Auch wenn es gerade wegen Corona nicht einfach ist: Für Patrick Haschke gibt es  besondere Momente. Er erzählt: „Wir beliefern auch Altenheime. Da kaufen uns die Pflegerinnen am Eingang einige Sträuße ab und verteilen sie auf den Zimmern. Ich kann mir vorstellen, wie sich die alten Menschen darüber freuen. Gerade jetzt, wenn sie weniger Besuch haben.“

Die Rosen aus Steinfurth sind regionale Produkte

Insgesamt hofft er, dass viele Menschen wachgerüttelt werden. Er sagt: „Es wäre schön, wenn viele Menschen überprüfen, was sie kaufen. Regional angebaute Produkte sind gesünder für die Menschen und besser für das Klima. Auch für uns kleinen Landwirte ist das wichtig.“

Seine größte Hoffnung ist natürlich, dass er bald wieder uneingeschränkt seine Tour machen kann. Und sich wieder mehr Leute erfreut zurufen: „Der Rosen-Mann ist da!“

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