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Corona und kein Ende - was hilft?

Corona und kein Ende - was hilft?

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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Einer meiner Lieblingsgestalten in der Bibel ist der Prophet Elija aus dem Alten Testament. Und im Moment muss ich besonders oft an ihn denken, an eine bestimmte Szene aus seiner Geschichte. Die passt für mich gerade ziemlich zu meiner Corona-Stimmung. Elija ist ein Kämpfer für die gute Sache und wird dabei auch mal gewalttätig und aggressiv. Nach etlichen Kämpfen und Niederlagen sitzt er dann in der Wüste unter einem Ginsterstrauch und ist völlig deprimiert, kann nicht mehr. Er wünscht sich sogar den Tod.

Brot und Wein für den langen Weg

Aber dann erscheint ihm ein Engel im Traum. Der sagt zu ihm: „Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich“. Und dann sieht er neben sich Brot und Wasser. Elija isst und trinkt. Und dann kann er weitergehen, seine Depression scheint überwunden. Immerhin muss er noch 40 Tage und 40 Nächte durch die Wüste wandern. Es ist also keine Schnellheilung, sondern ein langer und mühsamer Weg. Aber mit der Stärkung, die er bekommen hat, kann er den langen Weg immerhin angehen. (2 Könige 19,4-7)

Die Pandemie macht mich fertig

Die Geschichte des Elija passt einfach ziemlich gut zu meiner eigenen aktuellen Verfassung. Diese Corona-Pandemie macht mich fertig. Immer wieder denke ich: Jetzt ist es endlich gut! Und dann geht das ganze Drama von vorne los. Und es kommt mir vor wie dieser lange und endlose Marsch durch die Wüste. Ich werde aggressiv, auf militante Impfgegner, auf die Versager in der Politik und auf all die Einschränkungen. Aber das hilft ja leider auch nicht weiter. Und so sitze ich da, wie Elija unter dem Ginsterstrauch. Aber kein Engel ist in Sicht, der mir Brot und Wasser anbietet. Ich sehe kaum Stärkung auf diesem immer noch ellenlangen Weg durch die Wüste der Pandemie. Was könnte für mich Brot und Wasser sein?

Wahrnehmen, was trotzdem noch geht

Vielleicht: den Blick zu lenken, auf alles, was geht: Ich war schon wieder im Theater, ich kann verreisen, ich kann Familie und Freunde treffen, auch Weihnachten wird mit 2G, Booster und Test vermutlich möglich sein. Das ist doch immerhin schon was. Das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll. Ja, das nehme ich mir vor für die kommende Zeit: Ich will das sehen, was geht und trotz aller Einschränkungen möglich ist. Und das will ich auch würdigen und wert schätzen. An der allgemeinen Lage kann ich wenig ändern. Aber meine Einstellung dazu, die kann ich schon verändern. Dann schaffe ich auch noch den langen Weg durch die Wüste!

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