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Buß- und Bettag: violett und gelb
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Buß- und Bettag: violett und gelb

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
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Heute ist in vielen evangelischen Kirchen die Farbe violett zu sehen: z.B. die Tücher an Kanzel und Altar. Violett ist in der Kirche die Farbe der Besinnung, der Buße, der Einkehr und Umkehr. Das passt zum heutigen Tag. Heute feiert die evangelische Kirche den Buß- und Bettag. Auch ich als katholische Christin kann mit diesem Tag etwas anfangen.

Heute geht es darum, sich mal ein wenig Ruhe zu gönnen und Zeit zu haben, über sein Leben nachzudenken. Buße ist ein vielschichtiger Begriff, der ganz oft im kirchlichen Umfeld ziemlich verkürzt worden ist und so auch eine Menge Schaden angerichtet hat. Wenn Buße mit Strafe gleichgesetzt wird, dann wird das ganz schnell erniedrigend für den Büßer oder die Büßerin. Dafür gibt es viele negative Beispiele: Missbrauchsgeschichten, herrschaftliches Verhalten von einzelnen Pfarrern. Aber natürlich gibt’s solch kleinmachendes Verhalten auch im Alltag: Mitmenschen zum Beispiel, die sich Tag für Tag dazu berufen fühlen, anderen zu sagen, was richtig und falsch ist. Da werden Zuschreibungen gemacht und Urteile gefällt. Ganz schnell. Einfach so. Das passiert zwischen Partnern, in der Familie, im Freundeskreis. Auch da sollen die Angeklagten Buße tun, d.h. bestraft werden für das, was sie angeblich falsch gemacht haben.

Die biblische Bedeutung von Buße kommt aus dem Judentum und ist vielschichtiger. Hier fängt Buße beim Menschen an: nämlich in der eigenen Gewissenserforschung: ich vertraue dabei auf Gott, bete zu ihm, spüre vielleicht ein wenig Umkehr. Also: ziemlich genau das Gegenteil von Strafe und Demütigung.

Es geht an diesem Tag nicht darum, Straftaten zu verharmlosen. Es gibt Taten, die bestraft werden müssen. Am Buß- und Bettag geht es aber viel mehr darum, das eigene Leben zu überdenken, mit seinen Alltagslügen. Ich hab mir vorgenommen: Ich tue Buße – und das tut dann nicht nur weh, sondern es tut vor allem gut. Ich fühle mich dann leicht und sonnig. In der Farbenlehre ist das sonnige Gelb die komplementäre Farbe von violett. Dann sind violett und gelb zwei Seiten einer Medaille. Sie ergänzen sich und gehören zugleich zusammen.

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