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Atomkraft: Die bleibende Bedrohung
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Atomkraft: Die bleibende Bedrohung

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Ich kann mich noch gut an dieses Gefühl erinnern. An dieses Gefühl von Faszination und Grauen, als ich als Jugendlicher Gudrun Pausewangs Bücher gelesen habe. Zum Beispiel „Die letzten Kinder von Schewenborn“. Darin geht es um das Leben in Westdeutschland nach einem Atomkrieg. Oder „Die Wolke“: Pausewangs Buch über die Folgen einer atomaren Reaktorkatastrophe in Deutschland. Mich haben diese Bücher sehr geprägt. Und bis heute halte ich die Möglichkeiten, die die Atomkraft angeblich bietet, für einen Irrweg, ja für einen Sündenfall der Menschen. Da ist das bis heute nicht gelöste Problem des atomaren Abfalls. Da sind die Atomunfälle in Tschernobyl und Fukushima. Und da ist das noch immer riesige Arsenal der Atomwaffen. 15.000 Stück gibt es weltweit – so sagt es jedenfalls die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen. Noch immer kann unsere Erde innerhalb von Minuten ausgelöscht und auf Jahrtausende verseucht werden – trotz aller Abrüstungsbemühungen. Und die Menschheit hat mehrfach großes Glück gehabt, dass sie nicht in diese Katastrophe gerutscht ist. Gott sei Dank hat es dann immer noch besonnene Menschen gegeben, die den Knopf nicht gedrückt haben.

Aber sie ist noch da, die Gefahr eines Atomkrieges. Daran erinnert auch die „Aktion Wanderfriedenskerze“ in diesem Jahr. Diese Aktion gibt es schon seit fast 20 Jahren im Rhein-Main-Gebiet. Ihr Ziel: Immer wieder an die Bedeutung des Friedens zu erinnern. Symbol für diesen Frieden sind große Kerzen, neun Stück gibt es davon in Gießen, Limburg, Frankfurt oder Offenbach. Diese Kerzen können Kirchengemeinden, Schulen oder kirchliche Gruppen ausleihen, wenn sie eine Andacht oder einen Gottesdienst zum Thema Frieden machen möchten. Und so wandern diese Kerzen, so wandert das Thema Frieden im wahrsten Sinne des Wortes durch Hessen. Heute, am Buß- und Bettag, geht die diesjährige „Aktion Wanderfriedenskerze“ zu Ende.

Auf Japanisch ist das Motto der Aktion in diesem Jahr gewesen: „Hibakusha“. „Hibakusha“ – so nennt man in Japan die Überlebenden der Vernichtung durch Atombomben. Denn die Aktion Wanderfriedenskerze hat in diesem Jahr ganz besonders an die Opfer atomarer Gewalt erinnert. Ich denke da als erstes an die Opfer in Japan. Also an das Land, das bis heute die Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki spürt. Denn noch immer sterben dort Menschen an den Spätfolgen. Ich denke aber auch an die Menschen, die unter der zivilen Nutzung der Atomkraft leiden und die häufig unbekannt bleiben: Die Opfer von Uranbergbau und Urananreicherung. Aber auch an diejenigen, die von Reaktorunfällen oder Atomwaffentest betroffen sind.

Die „Aktion Wanderfriedenskerze“ ist für dieses Jahr vorbei. Und brennende Kerzen werden auch keinen Atomkrieg verhindern. Aber ich hoffe, dass Atomwaffen abgebaut werden und Opfer der Atomkraft Gerechtigkeit erleben.

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