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Alles hat seine Zeit
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Alles hat seine Zeit

Dr. Ursula Schoen
Ein Beitrag von Dr. Ursula Schoen, Prodekanin, Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt
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„Alles hat seine Zeit.“. Das steht in der Bibel, im Buch des sognannten Predigers Salomo im Alten Testament. Er betrachtet die Phasen im Leben eines Menschen: „Geboren werden hat seine Zeit, und Sterben hat seine Zeit. Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit. Behalten hat seine Zeit, und Wegwerfen hat seine Zeit. Alles hat seine Zeit.“

Nichts bleibt. Alles ist vergänglich und damit endlich

Der das in der Bibel schreibt, ist ernüchtert: Nichts bleibt. Alles ist vergänglich und damit endlich. Dem Prediger Salomo macht das ziemlich zu schaffen.  

Noch einmal in die Kindheitswelt eintauchen

Ich denke gelegentlich daran, während wir in diesen Sommerwochen unser Elternhaus ausräumen. Die Kinderzeit wird nun endgültig abgeschlossen. Das macht auch mir zu schaffen. Mit meinen Geschwistern tauche ich noch ein letztes Mal in unsere Kindheitswelt ein.

Dinge der Kindheit rufen Erinnerungen wach

Da kommt so einiges zum Vorschein: unsere Kindergemälde, die alte Plastikeierdose zum Picknicken zu zweit, ein Topflappen, den ich als Siebenjährige mühsam gehäkelt habe. Zu den Dingen fallen meinen Geschwistern und mir die Geschichten von damals ein. Du, mit dieser Eierdose haben wir immer in der Badewanne gespielt. Der zweite Topflappen ist so schrecklich geworden. Du hast ihn unter dem Bett versteckt.

Eine Eierdose aus Plastik

Es sind gute Momente. Wir nehmen die Dinge noch einmal in die Hand und spüren die Verbindung zu ihnen und zu unseren Kinderzeiten. Vieles werfen wir schließlich weg oder verschenken es. Ich nehme die Eierdose mit. Zu Hause liegt sie auf meinem Esstisch. Gelblich verfärbtes und brüchiges Plastik. Aus ihrer Umgebung gerissen wirkt sie schäbig. Ob ich die noch mal verwenden will?

Die Geschwisterbeziehungen kommen längst ohne diese Erinnerungsstücke aus

„Alles hat seine Zeit“, denke ich schließlich und werfe sie in den Mülleimer. Sie hat tatsächlich ihren Dienst getan – als Eierdose und als Spielzeug in unserer Badewanne. Und jetzt noch einmal, als sie in uns die Geschichten aus der Kindheit wachgerufen hat. Sie hat Geschwisterbeziehungen beim Spielen geschaffen, die stark sind und längst ohne sie auskommen.

Der Prediger Salomo in der Bibel stellt am Ende seines Buches fest: „Da merkte ich, dass es nichts Besseres gibt, als fröhlich zu sein und es gut zu haben im Leben.“

Die Dinge der Kinderzeit verschwinden. Die Erinnerung daran bleibt.

Ja, ich genieße diese besondere Zeit mit meinen Geschwistern. Sie ist auf ihre Art einmalig – das Elternhaus löst man eben nur einmal im Leben auf. Irgendwann wird auch diese Zeit zu Ende gehen. Das Haus ist dann leer. Während wir gemeinsam arbeiten, stellen wir fest, wie gut diese gemeinsame Zeit ist. Die Dinge der Kinderzeit verschwinden. Die Erinnerung daran bleibt.

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