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Licht in der Dunkelheit
Bildquelle Pixabay

Licht in der Dunkelheit

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden

Ein König hatte zwei Söhne, so beginnt eine Geschichte. Und als dieser König alt wurde, da wollte er einem seiner beiden Söhne zum Thronfolger ernennen. Er wollte jedoch sicherstellen, dass der künftige König auch weise sei, und so stellte er den beiden eine Aufgabe: „Ihr sollt mir mit den fünf Silberlingen, die ich euch gebe, bis zum Abend etwas besorgen, mit dem ihr die große Königshalle füllen könnt.“ Der älteste Sohn ging schon bald und lief zu den Arbeitern aus Feld. Dort wurde gerade Zuckerrohr geschnitten und er bat die Arbeiter, soviel wie möglich von dem Zuckerrohr in die Halle des Königs zu schaffen. Schon bald war sie gefüllt, und der älteste Sohn sagte zu seinem Vater: „Ich habe deine Aufgabe erfüllt, wir brauchen gar nicht mehr zu warten, mache mich zum neuen König.“ Der König sagte: „Es ist noch nicht Abend. Wir warten auf deinen Bruder.“

Am Abend kam der jüngere Bruder, und es war bereits dunkel im Königspalast. Er ließ das Zuckerrohr aus der Halle entfernen. Dann stellte er mitten in die Halle eine große Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in den letzten Winkel hinein. Der König war beeindruckt von der Weisheit des Jüngeren und ernannte ihn zu seinem Nachfolger.

Mir hat diese Geschichte gefallen, vor allem wegen des Bildes: eine Kerze erleuchtet eine dunkle Halle bis in jeden Winkel. Mir sagt dieses Bild: Es ist wichtig, Licht in die Dunkelheit zu bringen. In diesen Dezember und Januar – Tagen werden viele Lichter entzündet. Im Advent habe ich es so empfunden: Von Woche zu Woche ist es heller in den Fenstern und Straßen geworden. Je näher die Wintersonnenwende und das Weihnachtsfest kamen, umso mehr Lichter wurden aufgestellt und angemacht. Auch im Januar brennen noch viele Lichter in unsere Straßen und Wohnungen. Natürlich brauchen wir sie, um ganz einfach etwas zu sehen. Aber ich habe auch immer den Eindruck: Das Licht ist so etwas wie ein Trotz gegen alles Dunkle. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Das Licht hat für mich gerade in den dunklen Wintermonaten eine Botschaft: Jede Dunkelheit kann durchbrochen werden von einem Licht. Ich denke da zum Beispiel an einen Freund, der in Trennung lebt und gerade jetzt meine Anrufe, meine Whatsapp - Mitteilungen, meine Zeit braucht. Ich denke an eine ältere Dame aus meiner Kirchengemeinde die ins Heim gekommen ist und jetzt auf meinen Besuch wartet. Ich denke an einen Bekannten, der kaum eine Einladung bekommt, weil er wenig Kontakte hat, und dem meine Frau und ich eine kleine Freude machen können.

Ich glaube, Licht in die Dunkelheit zu bringen, das zählt zu den wichtigsten Dingen, die ich tun kann – nicht nur im Winter.

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