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Wie ist das nach dem Tod?
Pixabay/Hans Braxmeier

Wie ist das nach dem Tod?

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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Besuch im Krankenhaus. Der Patient sitzt auf dem Bett. Die Ärzte sagen, es geht zu Ende. Die Zeit ist knapp. Er kann nicht mehr sprechen. Er traut sich nicht, sich hinzulegen. Er denkt: „Wenn ich liege, dann stehe ich nie mehr auf.“ Neben dem Bett dröhnt ein Radio. Damit will er sich wach halten. Er will nicht einschlafen. Nicht für immer. Er hat so eine Schreibtafel. Weil er nicht mehr sprechen kann, schreibt er auf diese Tafel. Mit einer Bewegung kann er das Geschriebene wegwischen und die Tafel wieder neu beschreiben.

Er schaut mich kurz an. Dann schreibt er: „Wie ist das nach dem Tod?“ Ich spüre, dies ist keine Trockenübung. Keine Zeit mehr für irgendwelche Reden. Ich kann die Worte aus der Bibel vom „himmlischen Jerusalem“ auswendig.  So gut ich kann, sage ich ihm diese Hoffnungsworte: „Und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ (Offenbarung 21,3- 4) Der Mann auf seinem Patientenbett hört aufmerksam und schnell atmend zu. Er nickt kaum merklich mit den Augen. Dann schreibt er auf seine Tafel: „Wie ist es im Himmel?“ Ich erzähle ihm, wie ich mir das himmlische Jerusalem vorstelle. Da ist Licht. Frieden. Geborgenheit. Es ist gut, bei Gott zu sein. Ich spüre, es ist ihm ernst. Er weiß, er hat nicht mehr lange zu leben.

Ich suche nach Bildern: Himmel – das wird sein wie auf einer Frühlingswiese in der Sonne zu liegen. Im Himmel – das ist ein wunderbares unkaputtbares Glücksgefühl. Ich versuche, meine Gedanken vom Himmel in unvollkommene Worte zu kleiden. Ich muss selbst darüber lächeln, wie schön ich mir den Himmel ausmale. Glück, Segen spüren, Lachen, Frieden. Ich erzähle ihm meine inneren Bilder, die ich aus dem himmlischen Jerusalem in der Bibel ableite. Als ich fertig bin, lächeln wir beide. Jedenfalls für einen Moment.

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