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Was ist der Mensch – Beten um über Gott und den Menschen zu lernen
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Was ist der Mensch – Beten um über Gott und den Menschen zu lernen

Karl Waldeck
Ein Beitrag von Karl Waldeck, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Noch fünfmal schlafen – dann ist Weihnachten, genauer gesagt: Der 24. Dezember, Heilig Abend. Nicht nur Kinder fiebern dem Fest entgegen, auch Erwachsene. Weihnachten ist das einzige Fest des Jahres, das Kraft hat, die Gesellschaft kräftig und sichtbar zu prägen: Am Heiligen Abend ist es selbst an den sonst belebtesten Plätzen und Verkehrswegen der Stadt ruhig. Die Kirchen sind so voll wie nie im Jahr. Danach spielt sich das Leben, zumindest bei den meisten, zu Hause ab. Weihnachten ist ein Familienfest ‒ egal wie es um die Familie hierzulande stehen mag.

Jedes Fest braucht seinen Anlass. Die Geschichte, um die es zu Weihnachten geht, scheint schnell erzählt zu sein. Bildmotive, Krippen zeigen es in der Adventszeit an vielen Orten. Die Geschichte erzählt: Ein Kind wird geboren. Das ist für sich genommen nichts Besonderes, mehr als 130 000 Menschen, so rechnet es eine Statistik vor, werden in unserer Zeit Tag für Tag auf der Erde geboren. Die Weihnachtsgeschichte erzählt allerdings von einem besonderen Kind. Vor mehr als 2000 Jahren wurde es geboren, in einem Teil der Welt, der damals Teil des römischen Reichs war, aber nicht in seinem Zentrum lag. Folgt man der überlieferten Geschichte, fand die Geburt unter – wir würden heute sagen ‒ prekären Bedingungen statt. Kein Kreißsaal, auch keine Hausgeburt mit Hebamme, sondern in einem Stall oder einer Höhle, wo Tiere und Hirten Unterschlupf finden. Das Kind wird von seinen Eltern in eine Krippe gelegt. Das sind dürftige Umstände – und lässt kaum ahnen, dass von diesem Kind noch 2000 Jahre danach die Rede sein wird und für mehr als 2 Milliarden Menschen auf dieser Erde für Glauben und Hoffnung steht.

Jesus von Nazareth wird, so sagt es die biblische Überlieferung, in oder nahe Bethlehem geboren. Auch heute keine Idylle, eher ein Ort, der für den Unfrieden im Nahen Osten steht, stellvertretend für viele unerfüllte Friedenswünsche in der Welt.

Ein Mensch wird geboren. Für den, der glaubt, ist Gott bei dieser Geburt mit im Spiel. Den Stall zu Bethlehem umgibt eine himmlische Aura. Gott und Mensch sind in der Heiligen Nacht in besonderer, in einzigartiger Weise aufeinander bezogen. Weihnachten ist eine Gelegenheit, Grundlegendes zu lernen: Über Gott und über uns Menschen. „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“, fragt der Beter des 8. Psalms. Die Frage ist an Gott gerichtet. – Der Beter erwartet von Gott Antwort auf eine Frage, die den Menschen betrifft. Er erwartet eine Antwort auf die Frage nach der Beziehung zwischen Gott und Mensch. Wer bin ich – und warum wendet sich Gott dem Menschen zu? Der Beter hofft zugleich, so auch mehr über Gott zu erfahren. Beten, um zu lernen ‒ mehr über sich, den Menschen und über Gott. Die letzten Tage des Advents und die Weihnachtszeit sind dazu eine gute Gelegenheit.

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