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Vater, Mutter, Kind
Pixabay/Mario Renteria

Vater, Mutter, Kind

Dr. Ursula Schoen
Ein Beitrag von Dr. Ursula Schoen, Prodekanin, Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt
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„Blut ist dicker als Wasser.“ Das sagt man gerne, wenn es um die Familie geht. Das heißt so viel wie, Menschen, die sogenannte Blutsverwandte sind, stehen sich einfach näher. Gerade in Krisenzeiten.

Verträge mit Blut besiegeln

Dieser Spruch stammt aus der biblischen Zeiten. Er hatte da aber eine andere Bedeutung: Verträge, die mit Tierblut besiegelt wurden, hatten eine höhere Verbindlichkeit als anders besiegelte Verträge. Es ist eine ziemlich archaische Vorstellung, etwas mit Blut zu besiegeln und dadurch haltbar und verbindlich zu machen. Das hat im Blick auf Verträge vielleicht tatsächlich geklappt. Wer weiß? Im Blick auf Familien funktioniert es nicht.

In heutigen Patchworkfamilien leben Menschen zusammen, die nicht direkt miteinander verwandt sind

In vielen Familien leben längst mehr nicht nur Blutsverwandte zusammen. Eltern haben sich getrennt, neue Partner und Partnerinnen sind eingezogen und mit ihnen vielleicht auch weitere Kinder. Patchworkfamilien verbinden heute Menschen, die nicht direkt miteinander verwandt sind und trotzdem im Alltag als Familie funktionieren. Der neue Partner der Mutter kocht für alle und regelt auch mal kleinere oder größere Probleme der Kinder der Partnerin.

Familie ist mehr als nur Blutsverwandte

Die Familiensysteme werden dann oft ziemlich unübersichtlich. Sie brauchen im Alltag eine flexible Struktur, damit es klappen kann. Da hilft es, wenn gerade nicht alles „bombenfest“ besiegelt ist. Wenn es gut läuft, dann entstehen Netzwerke der Verlässlichkeit zwischen verschiedenen Generationen und das ist dann Familie. Das war übrigens auch schon in biblischen Zeiten so. Da umfasst Familie ebenfalls mehr als nur Blutsverwandte.

Kinder müssen sich auf jemanden verlassen können

Für Kinder ist es zentral, sich auf jemand verlassen zu können. Das sind natürlich in ersten Linie ihre leiblichen Eltern, Vater und Mutter. Aber auch andere können und müssen manchmal diese Rolle übernehmen: Großeltern, Paten, Freundinnen der Familie. Und im weiteren Kreis auch Erzieher oder Lehrerinnen. Sie alle können Vater und Mutterrollen übernehmen.

"Wenn ich nicht da sein sollte, ihr wisst ja, wo der Schlüssel liegt..."

Das war so bei der Freundin einer meiner Töchter: Die Eltern dieses Mädchen haben sich getrennt, als ihre Kinder noch in der Grundschule waren. Die Großmutter wohnte damals in Norddeutschland, die Kinder waren oft da. In dieser schwierigen Lage hat sie den Kindern gesagt: „Ihr könnt jederzeit zu mir kommen. Falls ich mal nicht da bin, wisst ihr ja, unter welchem Stein der Schlüssel liegt.“ Sicher konnten die Kinder nicht allein nach Norddeutschland fahren. Aber ihre Großmutter hat ihnen vermittelt. Auf mich ist immer Verlass!

Gott übernimmt die Mutterrolle

An einer Stelle der Bibel übernimmt Gott die Mutterrolle. Das Prophetenbuch Jesaja überliefert die Worte Gottes: „Ich will euch trösten wie eine Mutter. Ich bin verlässlich.“ Viele Menschen haben mit dieser Zusage Gottes Krisenzeiten überstehen können. Gott tröstet wie eine Mutter. Das ist Familie weiter, himmlisch gedacht.

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