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Überlebenskünstlerin Sonnenblume
Bild: Hirt

Überlebenskünstlerin Sonnenblume

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Mitten in unserem Tomatenbeet hatten sich Sonnenblumen selbst ausgesät. Wir haben sie wachsen lassen, weil sie die Lieblingsblumen meiner Frau sind. Leider hat eins unserer Kinder beim Tomatengießen die noch kleine Blume im Sommer umgetreten. Die Sonnenblume hat sich davon erholt und neu ausgetrieben. Das fand ich schon erstaunlich. Deswegen habe ich mich richtig geärgert, als ich im Spätsommer nochmal auf den Stil der Blume getreten bin. Wieder kaputt. So ein Mist. Dachte ich. Das wundersame aber wiederholte sich. Die Blume hat zum dritten Mal ausgetrieben, und wir freuen uns bis heute an den Blüten.

Was für ein Lebenswille

Ich freue mich bis heute auch an der Symbolik dieses Bildes. Da ist etwas, das kaputtgegangen ist. Aber trotzdem hat es die Natur eingerichtet, dass es ein Weiter gibt, dass die Sonnenblume wieder und wieder austreibt. Was für ein Lebenswille steckt dahinter! Habe ich gedacht.

Trotzdem wieder aufrappeln und weitermachen

Als ich drüber nachgedacht hab, habe ich auch Beispiele von einem solchen Lebenswillen bei Menschen gefunden. Mir fiel mein Freund ein, dessen Haus bei einem Blitzeinschlag abgebrannt ist. Was für eine Kraft es meinen Freund gekostet hat, wieder fast bei null anzufangen. Da ist die Schülerin, die durchs Abitur gefallen ist. Nachdem sie totunglücklich und am Boden zerstört war, ist sie am nächsten Tag auf mich zugekommen und hat voller Freude gesagt: Ich will jetzt eine Ausbildung machen. Und ich habe überlegt und weiß vielleicht schon, was ich machen will! Oder der Mann einer Klassenkameradin von mir. Die Klassenkameradin ist plötzlich an Herzversagen gestorben. Und ihr Mann hatte einen riesigen Willen für sich und die Familie, weiter zu leben. Er wollte alles dafür zu tun, seine verstorbene Frau nicht zu vergessen, aber trotzdem ans Leben zu denken und sich daran zu freuen.

Ich werde begleitet und gehalten

Ich bin echt froh, dass ich immer wieder Beispiele sehe und Menschen kenne, die trotz eines Schicksalsschlags weitermachen oder danach fast ungeahnte Kräfte entwickeln. Ich weiß für mich: Diese Kraft kommt auch aus meinem Glauben. Weil ich weiß: Es gibt einen Gott, der mit mir geht. Weil der gute Geist Gottes mir Kraft gibt. Weil ich erfahre: Ich werde begleitet und gehalten. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, an diese Gedichtzeile von Dietrich Bonhoeffer denke ich dann. Denn genau das spüre ich. Gute Mächte, die mich halten.

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