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Hl. Elisabeth von Thüringen
Elisabethkirche in Marburg. Bild von congerdesign auf pixabay

Hl. Elisabeth von Thüringen

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg

In Marburg ist ihr Grab, heute ihr Feiertag. Elisabeth von Thüringen, in vielen christlichen Kirchen als Heilige verehrt, verbindet nicht nur Hessen und Thüringen. Ihre ungarischen Wurzeln machen sie zu einer europäischen Persönlichkeit – und das schon zu Zeiten des Mittelalters.

Und zu einer Legende. Viele Geschichten werden bis heute von ihr erzählt, eine davon hat es bis in ein modernes Kirchenlied gebracht. "Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht" findet sich in aktuellen Kirchengesangbüchern. Das Lied singt von einer merkwürdigen Begebenheit: Elisabeth habe die Armen mit Brot versorgt. Ihr Mann, der Landgraf von Thüringen, war damit nicht einverstanden. Aber als er in den Korb schaut, sind darin – wie Elisabeth es ihm gesagt hatte – ganz viele Rosen.

An die wörtliche Wahrheit solch alter Geschichten mag heute kaum jemand mehr glauben. Viel wichtiger ist die heimliche Botschaft dieser Legende. Da wird eine Frau ins Recht gesetzt. Da wird für die Armen Partei ergriffen. Da wird der Macht eine andere Macht entgegengesetzt: Die Macht und Autorität der Leidenden und Unterdrückten.

Viele Legenden haben eine solche heimliche Botschaft, in diesen Tagen und Wochen erzählen wir uns manche davon. Die Mantelteilung von Sankt Martin: ein Plädoyer für soziale Gerechtigkeit. Barbara und Lucia, beliebte Dezemberheilige: Mahnerinnen gegen sexualisierte Gewalt. Die Geschichten des Nikolaus’: Erzählungen gegen Ausbeutung jeder Art.

Gedenktage wie der heutige oder Erinnerungstage von Heiligen, halten mehr wach als das Gedächtnis an eine Person der Geschichte. Sie haben eine Botschaft. Bei Elisabeth etwa ist die nicht hessisch oder thüringisch, deutsch oder ungarisch oder europäisch. Bei Elisabeth gilt die weltweit – und ist nicht harmlos, sondern ganz schön politisch. Es geht um die Umkehrung der üblichen Reihenfolge und Hierarchie. Nicht die Mächtigen, sondern die Ohnmächtigen, die Armen und Leidenden, die sind im Recht.

Das Kirchenlied weiß sogar noch mehr. Wo das Brot geteilt wird, so heißt es da weiter, da hat Gott sein Haus gebaut. Mitten in der Welt.

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