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Heilige mit Migrationshintergrund
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Heilige mit Migrationshintergrund

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Die heilige Elisabeth: Heut ist ihr Gedenktag. Vor acht Tagen war der berühmte heilige Martin dran. Und demnächst im Dezember steht wieder Nikolaus im Kalender, auch ein ziemlich bekannter Heiliger. Es sind Heilige, die irgendwie zu uns und unserer Tradition gehören, auch für Leute, die sonst gar nicht so viel mit katholischer Kirche und Heiligen zu tun haben. Martinsumzug und Nikolausstiefel: Da machen viele mit. Und mancher würde wohl sagen: Diese Heiligen und ihre Tradition, die gehören zu unserem christlichen Abendland. Oder vielleicht sogar: zur deutschen Leitkultur.

Dabei sind diese berühmten Heiligen gar nicht aus Deutschland. Das ist mir dieser Tage wieder bewusst geworden, und ich find es interessant: Die heilige Elisabeth zum Beispiel: Sie ist zwar in Marburg begraben, in der berühmten Elisabethkirche. Und sie hat den Beinamen „aus Thüringen“, weil sie dort aufgewachsen ist. Aber geboren ist Elisabeth in Ungarn. Genauso übrigens wie der heilige Martin. Osteuropäer also. Und der heilige Nikolaus: Der stammt sogar von noch weiter her: aus Smyrna, dem heutige Izmir. Es war also ein Türke, der uns unseren Nikolausstiefel gebracht hat.

Die Heiligen, die hier bei uns einfach dazu gehören: Sie haben sozusagen einen Migrationshintergrund. Elisabeth, Martin und Nikolaus: Die stammen nicht von hier. Und irgendwie passt das natürlich auch zum Christentum. Auch das stammt ja nicht aus Deutschland oder Mitteleuropa. Sondern aus dem Nahen Osten. Jesus und seine Jüngerinnen und Jünger haben dort am östlichen Mittelmeer gelebt und von dort die Botschaft von der Nächstenliebe in die Welt gebracht.

Ich finde es wichtig, mir das immer mal wieder klar zu machen. So wunderbar es ist, dass christliche Tradition mir hierzulande Heimat gibt: Eigentlich ist dieses Christentum auf der ganzen Welt zuhause. Und von Anfang hat es von Migration gelebt: Davon, dass Menschen aus ihrer Heimat in andere Ländern aufgebrochen sind, um den Glauben weiterzutragen. Traditionen und Kulturen: die wurden im Christentum nie penibel auseinander gehalten, sondern immer ausgetauscht, sie haben sich gemischt und einander bereichert. Ohne solche Migration und ohne diesen kulturellen Austausch: Da gäbe es eben bei uns keinen Martinsumzug und keinen Nikolausstiefel.

 

 

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