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Gepflegt werden
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Gepflegt werden

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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Vor einer Weile hatte ich einen kleinen Unfall. Die Füße verletzt. Ich sollte mit der Verletzung nicht duschen. Nicht längere Zeit auf den Füßen stehen. Keinen Druck auf die Füße. Und nass werden sollten sie auch nicht. Leichter gesagt als getan. Sollte ich krabbeln? Und dann das Duschen. Haare waschen auf den Knien über den Rand der Badewanne.

Hilfe annehmen, peinlich und angenehm zugleich

Freunde haben gesagt: „Jetzt machen wir das. Ist ja nicht mit anzusehen!“ So wurde ich dann geduscht. Auf einem Stuhl sitzend. Es war mir megapeinlich. Es war aber auch schön. Endlich wieder nach dem Unfall warmes Wasser über den ganzen Körper – Füße ausgenommen. Meine Haare wurden von hinten gewaschen. Ich übernahm den Rest meines Körpers. Es war gleichzeitig peinlich und angenehm.

Der Eine braucht den Anderen

Es fiel mir anfangs echt schwer, Hilfe anzunehmen.  Fürsorge anzunehmen. Wenn man sonst alles alleine machen kann. Meine hilflose Lage machte mich innerlich ohnmächtig und wütend. Vielleicht ließ ich das andere auch zuerst merken. Ich war dünnhäutig, unfair und aggressiv. Natürlich weiß ich, dass der Eine den Anderen braucht. Aber ich musste es selbst erst merken, dass das auch für mich gilt. Manchmal endet das beim Geduscht werden und Haare waschen.

Der barmherzige Samariter

Ich dachte an die Geschichte vom barmherzigen Samariter aus der Bibel, die Jesus erzählt hat. (Lukas 10, 25-27). Da geht es nicht nur darum, dass ein von Räubern Verletzter aushalten muss, dass zwei Leute achtlos vorbeigehen. Da geht es auch darum, die Pflege anzunehmen, die ein Dritter dann gibt, einer, von dem man das nicht erwartet hätte. Der hilft, packt an, pflegt. Der da zusammengeschlagen wird, lässt alle Pflege zu. Er lässt sich aufheben, wegschleppen, verbinden, in eine Herberge bringen. Er lässt pflegende Nähe zu.

Es erfordert Mut, um Hilfe zu bitten

Ich merke: Es gehört auch Mut dazu zu sagen: „Hilf mir. Ich kann das jetzt grad nicht. Ich schaff das nicht.“  Die eigene Schwäche annehmen können. Hilfe annehmen können. Ich will mir das nun merken. Und offene Augen und ein weites Herz haben, wenn jemand mich braucht.

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