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"Ey, da chillt Jesus!"
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"Ey, da chillt Jesus!"

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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„Ey, da hinten chillt Jesus“ – auf einmal hab ich diesen Satz aus dem Mittelgang unserer Kirche gehört und war total überrascht. Wir waren bei der Krippenspielprobe, aber dieser Satz stand nicht im Text. Das Kind war als einer der drei heiligen Könige verkleidet und sollte eigentlich seinen anderen Königen zurufen: „Da hinten ist der Ort des neugeborenen Königs.“ Zuerst wollte ich eingreifen und so etwas sagen wie: „Nein, das heißt doch ganz anders im Text“. Aber dann habe ich’s mir anders überlegt. Denn: Eigentlich hatte das Kind ja gar nichts Falsches gesagt. Jesus lag ja wirklich ganz ruhig und lieb, also „chillend“ in seiner Krippe. Solche Sätze in der  Jugendsprache habe ich bei den Krippenspielproben schon öfters gehört. Da hat auch schon mal die Maria zum Josef bei der Herbergssuche gesagt: „Alter, niemand lässt uns rein, was geht dann hier ab?“

Wenn die Kinder den festen Text unseres Krippenspiels umwandeln, dann heißt das doch für mich: Sie haben genau verstanden, um was es dabei geht. Sie übersetzen das, was damals passiert ist, in ihre eigene Sprache. Ich finde das klasse. Ich weiß: Die Weihnachtsgeschichte ist ja ein uralter Text. Um die richtig zu verstehen, brauche ich auch schon mal eine richtige Übersetzung ins hier und jetzt. Was eine Herbergssuche wirklich bedeutet, das weiß das Mädchen, das aus Eritrea geflohen ist und  die die Maria spielt, vielleicht viel besser als ich. Und außerdem: Wenn die Kinder in ihrer Sprache sprechen, ist die Weihnachtsgeschichte nicht nur ein Stoff von gestern. Sie wird dann ganz aktuell.

Am Montag ist es soweit, dann wird – pünktlich zum Heiligen Abend – das Krippenspiel in unserer Kirche aufgeführt. Ich find es gar nicht schlimm, wenn dabei dem ein oder anderen Kind mal ein modern gesprochener Satz rausrutscht. Dann merke ich: Die Kinder sind so richtig bei der Sache und haben verstanden, um was es geht. Und ich glaub fest daran: Auch dem ein oder anderen Erwachsenen wird dann klar: Diese Geschichte von Bethlehem berührt auch heute noch die Herzen.

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