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Elisabeth: eine glaubwürdig-radikale Frau
Elisabethkirche in Marburg / Foto von Hydro bei Wikipedia, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31615564

Elisabeth: eine glaubwürdig-radikale Frau

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Wenn ich so in meinen Familien- und Freundeskreis schaue, dann scheint ein Name ziemlich beliebt zu sein. Durch alle Generationen übrigens. Meine Mutter heißt so. Meine Schwägerin auch. Auch eine Arbeitskollegin und eine alte Freundin aus Studientagen. Und meine kleine Nichte. Sie alle heißen Elisabeth. Und sie alle verbindet: Sie haben heute Namenstag. Denn heute ist der Gedenktag der heiligen Elisabeth von Thüringen. Am 19. November 1231 ist sie in Marburg beerdigt worden.

Diese Elisabeth ist ja auch über meine Familie hinaus eine ziemlich beliebte Heilige. So tragen zahlreiche Kirchen ihren Namen. Aber auch Krankenhäuser, Altenheime und Sozialstationen. Sie ist die Patronin von Hessen und Thüringen. Und sogar ein ICE-Zug ist nach ihr benannt. Ich frage mich: Woran liegt’s? Was fasziniert bis heute an dieser Frau? Schließlich verläuft ihr Leben erst einmal ganz nach den damaligen gesellschaftlichen Regeln. Elisabeth stammt aus dem ungarischen Adel und kommt schon mit vier Jahren nach Thüringen. Sie wächst auf dem prunkvollen Hof auf der Wartburg auf, heiratet mit 14 Jahren Landgraf Ludwig von Thüringen, wird Mutter von drei Kindern. Ein Leben als adelige Landesmutter scheint klar.

Doch Elisabeth ist auch eine tiefgläubige Frau. Und eine scharfe Beobachterin. Sie sieht nicht nur ihre eigene, abgeschottete Welt des Adels. Sondern sie wirft auch einen Blick auf die Welt außerhalb der Wartburg. Auf der einen Seite sieht sie: Luxus, Reichtum und Verschwendung. Und im krassen Gegensatz dazu: Armut, Hunger, Not und Elend. Und sie spürt: Das passt nicht zusammen. Christlicher Glaube funktioniert für sie nur mit tätiger Nächstenliebe.

Das hat für Elisabeth Konsequenzen. Als reiche Adlige lebt sie diese Nächstenliebe auf radikale Weise: Sie trägt einfache Kleidung, sie kümmert sich um Arme und um Hungernde, sie pflegt Aussätzige, nimmt Waisenkinder auf. Klar, dass sie damit in ihren Kreisen aneckt. So hat sich eine Frau ihres Standes nicht zu verhalten. Hass schlägt ihr entgegen, es gibt Intrigen. Nach dem Tod ihres Mannes muss sie nach Marburg fliehen. Von ihrem Erbe gründet sie in der Stadt an der Lahn ein Hospital, kümmert sich wieder um Arme und Kranke. Nach nur drei Jahren stirbt sie im Alter von 24 Jahren. In der Marburger Elisabethkirche ist heute ihr Grab.

Die heilige Elisabeth: Sie ist eine glaubwürdige Frau gewesen. Die gegen jeden Widerstand das gelebt hat, woran sie geglaubt hat. Das hat Menschen über Jahrhunderte fasziniert. Und das fasziniert mich auch heute noch. Weil es eben Frauen und Männer von ihrem Schlag nicht sehr oft gibt. Mir fallen da zum Beispiel noch Mutter Teresa, Martin Luther King oder Mahatma Gandhi ein. Sie und die heilige Elisabeth: Sie waren im positiven Sinne radikale Menschen. Sie waren radikale Menschen für eine bessere Welt. Und sie sind Vorbilder für mich, sich für Arme und Ausgegrenzte einzusetzen.

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