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Der härteste Job der Welt: Mutter
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Der härteste Job der Welt: Mutter

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

Eine Anzeige für eine offene Stelle lautet so: Verwaltungsdirektor gesucht, verantwortungsvolle Tätigkeit. Interessenten sollen sich für ein Bewerbungsgespräch im Internet melden. Viele junge Frauen und Männer sind interessiert.

Ungewöhnlich ist: Man kann sich die Bewerbungsgespräche im Internet ansehen. Man sieht die Bewerber, den Personalchef kann man nur hören. Er erzählt davon, wie wichtig und verantwortungsvoll der Posten ist. Wer hier arbeiten will, muss äußerst flexibel und belastbar sein. Er oder sie braucht absolute Hingabe. Man müsse 7 Tage die Woche und 24 Stunden am Tag einsatzbereit sein. Pausen seien nicht vorgesehen, die anderen Mitarbeiter bräuchten ständige Aufmerksamkeit, auch nachts. Einige Bewerber wenden ein: Das ist verrückt und unmenschlich.

Besonders die jungen Männer trauen sich, nach der Bezahlung zu fragen. Die ist nicht vorgesehen, antwortet der Personalchef. Jetzt zeigen die Bewerber Unmut: Wer macht freiwillig einen solchen Job? Mit großen Augen hören sie vom Personalchef, dass aktuell Milliarden von Menschen diese Position freiwillig innehaben: nämlich alle Mütter dieser Welt.

Erst jetzt kapieren die Bewerberinnen und Bewerber: Sie sind einer fiktiven Anzeige gefolgt. Sie ist ein Werbe Gag einer Grußkartenfirma. Sie will mit den Videos animieren, Müttern eine Karte zu schreiben, zum Muttertag und auch sonst. Viele der Bewerber sind aber nicht sauer. Die meisten stimmen ein ins Loblied der eigenen Mutter. Eine junge Frau fängt sogar an zu weinen: „Mama, wenn du das hörst, es stimmt, du warst immer für mich da!“

In der Bibel steht: „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66,13) Das Vaterbild für Gott ist mir vertraut. Für mich persönlich ist meine Mutter aber ein genauso passendes Bild für Gott.

Ein Beispiel: Mit neunzehn hatte ich endlich meinen Führerschein. An demselben Abend noch hat mir meine Mutter ihr Auto geliehen. Stolz fuhr ich los. Und da passierte es. Ich hatte die Garageneinfahrt falsch eingeschätzt und rammte mit dem gesamten rechten Kotflügel am Garagenpfosten entlang. „Oje“, dachte ich nur: „Wie soll ich das zuhause sagen?“ Doch da kam meine Mutter schon herausgestürmt. Sie kam nicht mit harten Worten oder Vorwürfen. Sie kam mit zwei Gläsern und einer Flasche Sekt und tröstete mich. Diese Szene werde ich nie vergessen.

Da war und ist eine, die unter allen Umständen zu mir hält, bei der ich mich geborgen fühle. Die das Gute in mir sieht, auch wenn ich gerade etwas falsch gemacht habe. Ich habe in meiner Mutter ein Bild dafür, wie Gott zu mir ist. Es gibt allerdings auch Töchter oder Söhne, die es schwerer haben mit der eigenen Mutter. Auch sie haben mir gesagt, sie finden die mütterliche Seite Gottes tröstlich. Wer einen solchen Fan wie Gott hinter sich weiß, der kann mit Zuversicht in den Tag starten. Los geht’s.

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