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Besonderheit
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Besonderheit

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain
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Den Spruch finde ich gut, sagt Tom, der getauft werden möchte. Der dreizehnjährige Junge hat sich länger mit Sätzen aus der Bibel beschäftigt. Er hat Listen durchgeschaut, in der Bibel geblättert und auch im Internet nach Taufsprüchen gestöbert. Tom hat einen aus der Bibel abgeschrieben: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Besonderheit. (2. Timotheus 1,7)

Er sagt zu seiner Auswahl: "Das mit dem Nicht-Angst-Haben finde ich gut. Das mit der Kraft auch. Und besonders fühle ich mich auch." Tom strahlt mich an.

Ich sage: "Ein guter Taufspruch. Nur eine Kleinigkeit: „Besonderheit“ steht in dieser Bibelstelle gar nicht, sondern „Besonnenheit“.

Tom schaut auf seinen Zettel. „Dass ich was Besonderes bin, das gefällt mir aber sehr gut. Besonders bei Gott. Einzigartig, außergewöhnlich, und so!“

Er erzählt, dass er oft  anders tickt als viele um ihn herum. Dass manche ihn darum für einen schräger Außenseiter halten. Zu soft. Zu gefühlsduselig. Uncool. „Heul doch“, sagen sie dann, wenn er emotional wird. Wenn er an Dingen leidet, wo andere eben die Schultern zucken. Er war schon mit einem Freund aus seiner Klasse bei den Fridays for future–Demos. Nur 2 von 24. Die anderen haben gesagt:„Was soll‘s, bringt doch nix, du Öko!“

Tom sagt: „Da hab ich gedacht: Besonders sein, das isses. Nicht so Mainstream. Nicht so cool. Nicht so ego."  

Ich sage: "Die Bibel kann und will ich nicht umschreiben. Da steht Besonnenheit und nicht Besonderheit. Aber besonders und besonnen haben miteinander zu tun. Das will ich gern den Leuten im Gottesdienst erklären."

Besonders Sein. Ein bisschen utopischer als andere. Darauf kommt man nur, wenn man besonnen nachdenkt. Der besondere Geist der Kraft und Besonnenheit – ich glaube, er kann ansteckend sein.

 

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