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Barmherzig mit mir selbst?
Bildquelle: Kevin Philipps/Pixabay

Barmherzig mit mir selbst?

Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg
Ein Beitrag von Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Marburg
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„Selig sind die Barmherzigen“, so sagt Jesus.

„Barmherzig? Das klingt voll uncool.“ sagt einer meiner pubertierenden Konfirmanden.

Eine der älteren Teamerinnen, die unsere Konfirmanden begleiten, guckt ihn nachdenklich an. Sie wendet ein: „Vielleicht ist barmherzig doch nicht so uncool… Also als ich so in deinem Alter war, war mir ganz wichtig, was die anderen von mir denken. Ich fand mich zu dünn und zu groß. Oft wusste ich nicht, ob mein Outfit zu mir passt. Ob ich mutig und cool wirke, oder halten mich die anderen für verrückt und ich darf mir lauter blöde Sprüche anhören? Ich war ziemlich unsicher. Und sehr selbstkritisch. Meine Versuche, cool zu sein, waren aus meiner Sicht meist nicht wirklich erfolgreich. Ich habe dann einen allseits beliebten Freund um Rat gefragt. Er war ein ganzes Stück älter und auch Teamer, so wie ich jetzt. Dieser Freund meinte: „Weißt du, es kommt überhaupt nicht so sehr darauf an, was genau du machst oder wie du aussiehst. Das einzige, was die Leute wirklich merken ist, wie du dabei wirkst. Wenn du so bist, dass du selbst damit glücklich bist, dann sind die anderen es auch“.

Der Konfi guckt sie etwas unsicher an: „Und das hat jetzt was mit „barmherzig“ zu tun? Ich dachte da muss man immer voll Rücksicht nehmen auf andere.“

„Auch“ antwortet sie, „aber mit „Selig sind die Barmherzigen“ meint Jesus wohl nicht nur die Rücksicht auf die anderen. Jesus meint auch: Sei barmherzig mit Dir selbst. Also ich habe mir den Rat zu Herzen genommen und mir von da an mehr überlegt, wer ich eigentlich sein will! Was mir wirklich wichtig ist, und was eben auch nicht. Am Ende waren es gerade einmal zwei oder drei Punkte, die ich an mir ändern wollte, mit dem Rest war ich erstaunlicherweise ganz zufrieden.

Und ich habe gemerkt, dass ich so viel glücklicher bin – „seliger“ eben.“

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