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Anne Frank

Anne Frank

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Heute startet die Frankfurter Buchmesse. Mehr als 7100 Aussteller aus rund 100 Ländern präsentieren ihre Bücher. Eine unüberschaubare Menge an Buchtiteln. Gastländer sind Flandern und die Niederlande. Ich denke an die weltbekannte Autorin Anne Frank. An ihr Tagebuch, das sie in den Niederlanden schreibt. Annelies Marie „Anne“ Frank, ein jüdisches Mädchen flieht mit ihren Eltern vor den Nazis aus Frankfurt nach Amsterdam. Versteckt sich dort knapp zwei Jahre zusammen mit ihrer Schwester, ihren Eltern und einigen anderen Verfolgten.

Dort schreibt sie ihre Erlebnisse auf. Im August 1944 werden die Versteckten verraten, schließlich stirbt Anne Frank im Februar 1945 in der Lüneburger Heide, im KZ Bergen-Belsen, an Entkräftung und Fleckfieber. Ich habe ihr Tagebuch schon als Kind kennengelernt. Mit der Familie besuchten wir das Anne-Frank-Haus in Amsterdam in der Prinsengracht 263. Ich weiß noch genau, dass ich alles lesen konnte, da Vieles ja auf Deutsch war. Ich spüre immer noch: meinen Kloß im Hals, den Schmerz über die Schrecken, die Scham. Später die Fragen an die verstummten Eltern.

Danach war es in unserer Familie in diesem Amsterdam – Urlaub sehr ruhig. Es fehlen einem die Worte. Mir geht es heute noch so. Anne Frank ist jünger als mein Vater. Der ist jetzt 91 und lebt glücklich in Berlin. Anne Frank wäre jetzt vielleicht auch Großmutter, hätte einige Kinder und Enkel. Glücklich irgendwo, vielleicht in den Niederlanden. Daran muss ich denken. Sie starb mit 15, sie hat noch nicht einmal ein eigenes Grab in Bergen-Belsen.

Für mich gehört Anne Frank auch zu den Gastländern Flandern und Niederlande. Nicht vergeblich, nicht vergessen soll ihr Tod sein. Sondern eine Ermahnung: was können Menschen einander antun! Und auch eine Ermutigung: Sorgen wir jetzt und heute dafür, dass Menschen füreinander eintreten. Die Augen aufmachen, wo gelitten wird. Wo Menschen gedemütigt und ausgegrenzt werden. Wo ganze Menschengruppen abqualifiziert und verspottet werden.

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