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Die Wahrheit über den Missbrauch ans Licht bringen
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Die Wahrheit über den Missbrauch ans Licht bringen

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt

Der Bericht der Geschworenen hat die schreckliche Wahrheit ans Licht gebracht: Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche sind allein in Pennsylvania in den USA in den letzten 70 Jahren von Kirchenleuten sexuell missbraucht worden – die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch viel höher. Die Nachricht hat mich total getroffen und entsetzt – und ich schäme mich als Seelsorgerin der katholischen Kirche: So vielen Kindern und Jugendlichen ist Furchtbares angetan worden. Von Menschen, denen sie vertraut haben: Allein über 300 Priester werden in dem Bericht beschuldigt.

Der Bericht macht mich aber auch wütend: Die Kirche hat sich in all den Jahren nicht zuerst um die Opfer gekümmert und die Gewalt gestoppt. Sondern es ging zuerst um den eigenen guten Ruf: Die Verbrechen wurden verschleiert, die Täter diskret versetzt und konnten weitergemachen. Die Opfer wurden zum Schweigen verpflichtet und – an wen hätten sie sich wenden können?

Zwar gibt es mittlerweile nach dem Missbrauchsskandal in der deutschen Kirche vor acht Jahren Ansprechpartner für Menschen, die sexuelle Gewalt erfahren. Die kirchlichen Mitarbeiter werden regelmäßig überprüft, und sie wissen, was sie im Verdachtsfall tun müssen. Aber all das hat die Kirche erst auf Druck von außen getan. Und selbst jetzt gibt es immer noch einige Bistümer, die sich weigern, ihre Archive zu öffnen - für eine entsprechende Untersuchung der Missbrauchsfälle in Deutschland, sagt der Missbrauchs-Beauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig.

Viele der Verbrechen sind mittlerweile verjährt. Aber das Leid der Betroffenen, das verjährt nicht! Deswegen erwarte ich von meiner Kirche, dass sie in den USA und auch bei uns diese Verbrechen endlich intensiv aufarbeitet. Dass sie den Opfern zuhört und hilft und die Täter und Vertuscher zur Verantwortung zieht, auch nach Jahrzehnten noch. Und endlich verlässlich dafür sorgt, dass solche Gewalttaten nicht mehr vorkommen können.

Immerhin verkündet die Kirche einen Gott, der ganz konsequent auf der Seite der Opfer steht. Er hört ihre Schreie, heißt es in der Bibel, er tröstet und befreit sie und verlangt Rechenschaft von Lügnern und Gewalttätigen. Wer auf diesen Gott vertraut, muss auch so handeln: Damit die Wahrheit ans Licht kommt und die Gewalt ein Ende hat.

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